Erstes Wiesbadener Bildungsgespräch

"Das Schulgesetz ist ein großer Schritt nach vorn in der hessischen Bildungspolitik"

Am 1. September 2011 fand das 1. Wiesbadener Bildungsgespräch der GEW im Berufsschulzentrum statt. Das Thema der gutbesuchten Veranstaltung lautete: Warum wir dringend ein anderes Schulgesetz brauchen! Als Referenten waren Jens Wernicke, Referent für Bildungspolitik der GEW-Hessen und Karola Stötzel, stellvertretende Landesvorsitzende, gekommen, die mit ihrem eindrucksvollen Vortrag die Zuhörer über gut achtzig Minuten wahrlich in ihren Bann schlugen.

"Das Schulgesetz ist ein großer Schritt nach vorn in der hessischen Bildungspolitik, der mehr Verantwortlichkeiten und Gestaltungsmöglichkeiten für die Schulen vor Ort bedeutet", so der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Hans Jürgen Irmer.

Wernicke und Stötzel stellten in ihrem Vortrag allerdings klar, dass dies zumindest eine höchst einseitige Darstellung der Folgen für die Schüler- und Lehrerschaft Hessens ist. Im Folgenden erklärte Jens Wernicke was dieses Schulgesetz in seiner jetzigen Form für Auswirkungen haben kann. Möglicherweise ist's ein großen Schritt, aber teilweise wohl in die falsche Richtung:

  • partieller Rückzug des Staates aus der Bildungsfinanzierung
  • Politik der Auslese durch Standardisierung
  • Entdemokratisierung durch autoritäre Stärkung der Schulleiterposition
  • Zunahme von "Teaching to the test" zulasten der Individualisierung des Unterrichts
  • Benachteiligung bestimmter Schülergruppen durch geringere Lernzieldifferenzierung
  • "Verbetriebswirtschaftlichung" der Schule nach neoliberalem Modell: Jeder ist an seiner Misere dann halt selbst schuld, auch bei knapper Mittelzuweisung"
  • "marktgesteuerter Wettbewerb" der autonomen Schulen befördert die Konkurrenz der Schulen untereinander (Entsolidarisierung) und entzieht der Inklusion ihre Grundlage, weil die die Schulen ja weniger marktfähig macht.

Dieser schlaglichtartige Blick auf die möglichen Folgen des Schulgesetzes zeigt: Wir haben dringenden Diskussions- und Handlungsbedarf, wenn wir nicht widerspruchslos auf eine marktgesteuerte 'Kaiser-Wilhelm-Schule' zusteuern wollen.

Text zum Vortrag siehe pdf-Datei; eine ausführlichere Stellungnahme zum Thema folgt in der nächsten WLZ.