Zwei neue Gymnasien werden in Wiesbaden nicht gebraucht.

Presseerklärung vom 14.03.2019 zur GEW-Veranstaltung „Jede IGS ist auch ein Gymnasium!“ am 12. März 2019

Die GEW Wiesbaden-Rheingau freut sich über eine gut besuchte Veranstaltung unter reger Beteiligung der Schulleiterinnen und Schulleiter der Integrierten Gesamtschulen der Stadt Wiesbaden. Ebenfalls anwesend waren Vertretungen des Stadtelternbeirats und des Elternbunds Hessen. Mit großem Erstaunen mussten wir allerdings zur Kenntnis nehmen, dass abgesehen von den Grünen keine der angefragten Rathausfraktionen mit den schulpolitischen Sprecherinnen und Sprechern oder Vertretungen der Einladung zu diesem immens wichtigen bildungspolitischen Thema gefolgt sind.

Zwei neue Gymnasien werden in Wiesbaden nicht gebraucht, so das abschließende Resümee der GEW.

Die Neubauten von Gymnasien bringen die Gesamtschulen in absehbare Schwierigkeiten. Diese Schwierigkeiten ergeben sich nicht nur aus der räumlichen Nähe und den dann gravierenden Unterschieden in deren baulicher Qualität. Vielmehr ist die Lenkungswirkung, die sich daraus ergibt, für die Gesamtschulen fatal. Als Alternative zum dreigliedrigen Schulsystem braucht diese Schulform viel deutlichere, strukturelle Maßnahmen, um in einer offensichtlich seitens der Stadt angestrebten Zweigliedrigkeit bestehen zu können.

Entgegen der landläufigen Annahme, es gäbe zu wenige Gymnasien, ergibt sich vielmehr nach den erfolgten Abschulungen ein differenzierteres Bild. Ab Jahrgang 7 haben die Gymnasien nach anfänglicher Überlastung eine auskömmliche Schülerzahl. Ab Klasse 11 ergeben sich sogar zu wenige Schüler für ein differenziertes Kursangebot in der Oberstufe.

Da die Lösung dieser grundlegenden Problematik aber in keiner Weise von den schulpolitischen Verantwortlichen auch nur angedeutet wird, lehnt die GEW jeden weiteren Schritt in ein ungeregeltesZweisäulenmodell ab. Die Gesamtschulen werden dabei absehbar zur „Restschule“ und zum unreguliertenAuffangbecken für zukünftige „Abschul- Wellen. Daran ändern auch Hinweise auf eine weitere IGS nichts - zumal für diese nicht einmal die Ansätze einer Planung vorzuliegen scheinen.

Die positive Entwicklung - insbesondere an den unmittelbar betroffenen Schulen (Wilhelm-Leuschner-Schule und Alexej-Jawlensky-Schule) – ist stark gefährdet.

Die Schulleitungen mit dieser absehbaren Konkurrenzsituation ohne strukturelle, politische Begleitung allein zu lassen sendet verheerende Signale in die Wiesbadener Schullandschaft. Bemängelt wurde insbesondere das nicht erkennbare politische Gestaltungskonzept hinter den Baumaßnahmen. Einzig der Elternwille scheint für die politischen Akteure Richtschnur ihres schulpolitischen Agierens zu sein. Dieser wird ausschließlich aus quantitativen Anmeldezahlen versucht abzuleiten.

Die Diskutanten sehen diese Veranstaltung als gemeinsamen Ausgangspunkt für weitere, gemeinsame Initiativen und haben erste Ideen hierzu ausgetauscht.