Schulstruktur gerät in Wiesbaden aus den Fugen

02.06.2021

im Wiesbadener Kurier vom 29.05.2021 als auch der Frankfurter Rundschau vom 31.05.2021 wurde unsere Presseerklärung aufgenommen, in der wir das dreigliedrige Schulsystem für gescheitert erklären. Dies leiten wir aus den Anwahlzahlen des aktuellen Übergangs von Klasse 4 in die weiterführenden Schulen ab.

Für die GEW Wiesbaden-Rheingau ergibt sich diese Schieflage vor allem aus der massiven Anwahl der Gymnasium, die inzwischen 50% überschreitet. Diese Entwicklung wird das Problem der Abschulungen absehbar verschärfen. Darunter versteht man Schülerlenkungen von einer Schulform zur nächsten, wenn die Schüler*innen an ihrer bisherigen Schule nicht erfolgreich lernen können. Der Lernerfolg wird dabei stets mit dem (prognostizierten) Erreichen eines Abschlusses gleichgesetzt. Zuerst und am offensichtlichsten wird dieser Prozess bei den Gymnasien einsetzen, die bereits in den Klassen 5 und 6 damit konfrontiert sein werden, Schüler*innen abzugeben. Bereits hier wird dies bei einer derzeitigen Größenordnung von 10-15% eine Schüler*innenzahl von 120-180 Kindern betreffen. Spätestens ab Klasse 8 wird eine weitere Abschulwelle einsetzen, wenn es um die Haupt- und Realschulabschlüsse geht.

Zudem werden die Haupt- und Realschulen (vom Leuchtturm der Werner-von-Siemens-Schule abgesehen) kaum mehr angewählt. Somit erscheinen sie immer mehr als Auffangbecken für andere Schulformen und werden von den Eltern auch als solche wahrgenommen, was zu einem Teufelskreis immer niedrigerer Anwahlzahlen führt.

Damit einher geht eine grundsätzliche Problematik für die Gesamtschulen. Auch sie werden von den Abschulwellen unmittelbar betroffen. Wenn Eltern mit ihren Anwahlwünschen diese Problematik zunehmend erkennen, wird es den Gesamtschulen absehbar kaum mehr möglich sein, eine Gesamtheit der Schülerschaft parallel zum dreigliedrigen Schulsystem abzubilden.

Die GEW Wiesbaden-Rheingau sieht in dieser Entwicklung vor allem die betroffenen Schüler*innen mit ihren dann oft mehrstufigen Schulkarrieren als die Leidtragenden, wobei jede dieser Degradierungen von den Kindern als ein Moment des persönlichen Scheiterns wahrgenommen wird. Der Fehler liegt aber im System.

Eine Schule für alle in Form von Gesamtschulen ist und bleibt daher die langfristige Forderung der GEW!

Unsere vollständige Presseerklärung findet Ihr hier.

Zusätzlich haben wir eine ausführlichere Beschreibung und Analyse zum diesjährigen Anwahlverfahren erstellt, die hier im Anhang nachzulesen ist.

Die GEW Wiesbaden-Rheingau wird aus dieser Wahrnehmung und Analyse in den kommenden Wochen Forderungen erarbeiten und eine Diskussion anstoßen. Gerne nehmen wir dazu Rückmeldungen und Anregungen aus den Reihen unserer Mitglieder auf. Richtet diese bitte an info@gew-wiesbaden.de.