Namensgebung „Esther Bejarano-Schule“

für eine neue Wiesbadener Schule

Update: Unterstützung durch DIE LINKE

 

Der Kreisvorstand der GEW Wiesbaden/Rheingau spricht sich einstimmig dafür aus, einer neuen Schule in Wiesbaden den Namen „Esther Bejarano-Schule“ zu geben.

Begründung:
Für die Namensgebung einer Bildungseinrichtung ist in der Hessischen Verfassung unter dem Artikel 56 folgendes geschrieben:

(5) Der Geschichtsunterricht muss auf getreue, unverfälschte Darstellung der Vergangenheit gerichtet sein. Dabei sind in den Vordergrund zu stellen die großen Wohltäter der Menschheit, die Entwicklung von Staat, Wirtschaft, Zivilisation und Kultur, nicht aber Feldherren, Kriege und Schlachten. Nicht zu dulden sind Auffassungen, welche die Grundlagen des demokratischen Staates gefährden.

Esther Bejarano hat in unzähligen Schulen und auf Veranstaltungen über die menschenverachtenden Verbrechen des Naziregimes aufgeklärt und vor alten und neuen Faschisten heute in Deutschland gewarnt. Durch ihr unermüdliches Bemühen hat sie eine Vorbildfunktion.

Als Zeitzeugin des Holocaust und Vorsitzende des Auschwitzkomitees, besuchte sie bis ins hohe Alter Schulen in der Bundesrepublik, um aus ihren Erfahrungen die Erinnerung an die

Unmenschlichkeit des Naziregimes wachzuhalten.

Esther Bejarano wurde 1924 in Saarlouis geboren und als junge Frau von den Nationalsozialisten ins Vernichtungslager Auschwitz- Birkenau verschleppt. Sie wurde dort „namenslos“ gemacht und bekam die Nummer 41948 am linken Arm eingeätzt. Dort musste sie zunächst sinnlose, schwerste, körperliche Arbeiten verrichten. Bis sie die Möglichkeit erhielt, in einem Mädchenorchester Akkordeon zu spielen. So war sie von der Zwangsarbeit verschont und erfuhr eine bessere Versorgung. Damit einher ging eine starke psychische Belastung, denn dieses "Mädchenorchester" musste ankommenden Menschen an der Rampe Lieder vortragen im Bewusstsein, dass diese Menschen in die Gaskammern zur Vernichtung gebracht wurden.

Sie kam in ein Arbeitslager des KZ- Ravensbrück und zwangsarbeite dort für der Firma Siemens, in Halle 4.

Eine Kommunistische Frauengruppe, die heimlich ein Radio gebaut hatte, verbreitete die Nachricht von dem kurz bevorstehenden Kriegsende. Außerdem hatten sie im Vorfeld Kenntnis von dem geplanten Todesmarsch und rieten, nach Möglichkeit zivile Kleidung unter der Häftlingskleidung zu tragen, um auf dem Marsch Fluchtmöglichkeiten nutzen zu können. Tatsächlich gelang Esther mit einigen Freundinnen die Flucht.

Nach Kriegsende ging sie zunächst nach Israel, kehrte aber später nach Hamburg zurück.

Als unermüdliche Zeitzeugin besuchte sie fortan Schulen und trat auf gegen Vergessen des historischen und Verharmlosen des aktuellen Faschismus, als Mahnerin und Kämpferin für Menschenrechte, Frieden und eine solidarische Gesellschaft. Sie gehörte zu den Gründern des Auschwitz-Komitees in Deutschland und setzte sich bis zuletzt dafür ein, den 8. Mai als Tag der

Befreiung vom Nationalsozialismus zum Feiertag zu erklären.

Auch als Sängerin stand sie auf der Bühne. Für ihr Wirken wurde sie unter vielen anderen Ehrungen auch mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Bis zu ihrem Tode am 10.07.2021 in Hamburg, engagierte sich Esther Bejarano in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-Bund der Antifaschisten).

Bundespräsident Frank Walter Steinmeier würdigte Esther Bejarano als „mutige Persönlichkeit, die sich bis zuletzt für die Verfolgten des Naziregimes eingesetzt hat “. Auch andere Politiker nannten Esther Bejarano eine „wichtige Stimme im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus“.

Esther Bejarano hat es verdient, als Namensgeberin für eine Bildungseinrichtung zu stehen. Bis zu ihrem Lebensende hat sie mit klarer und lauter Stimme für die Erinnerung gegen das Vergessen gesprochen.

Mit GEWerkschaftlichen Grüßen

Chris Hahn und Johanna Browman für den KV Wiesbaden Rheingau

 

Ergänzung am 18.11.2021: Mit angefügter Pressemitteilung schließt sich DIE LINKE Wiesbaden dem Vorschlag der GEW Wiesbaden-Rheingau an. Wir bedanken uns für die Unterstützung.