Die Bagger rollen nur für Gymnasien

Presseerklärung der GEW Wiesbaden-Rheingau zur Sitzung des Ausschuss Schule und Kultur am 21.03.2019

Die Bagger rollen nur für Gymnasien

Mit ihren Stimmen und unterstützt von der FDP hat die Wiesbadener Regierungskoalition am 21.03.2019 gegen die Stimmen der Linken/Piraten den Neubau von Gymnasien beschlossen - entgegen der Zahlen der Wiesbadener Gymnasien, aus denen hervorgeht, dass diese ausschließlich in den Jahrgängen 5 und 6 mit vollen Klassen und drohender Überbesetzung konfrontiert sind. Inbeeindruckender Deutlichkeit ist ablesbar, wie die Schülerzahlen und sogar die Anzahl der Zügigkeit ab dem Jahrgang 7 abschmilzt.

Die GEW Wiesbaden Rheingau-Wiesbaden sieht sich nach der Präsentation des Schuldezernenten in ihrer Wahrnehmung bestätigt, dass hier der pädagogisch fatale Effekt der Abschulungen nicht nur in Kauf genommen, sondern regelrecht hervorgerufen wird.
Dies bestätigt auch die - soweit überhaupt vorhanden und auf mehrfache Nachfrage des Stadtverordneten Bohrers seitens des Dezernats nicht zufriedenstellend beantwortbare - Zeitplanung für die Schulneubauten in Wiesbaden. Einzig eines steht fest: Für Gymnasien rollen die Bagger sofort und schnell. Der Wilhelm-Leuschner-Schule (WLS) wurden gleich mehrere herben Rückschläge hinsichtlich der seit Jahren erwarteten Sanierung in Anwesenheit des Schulleitungsteams zugeführt. Lediglich zwei Schulpavillons seien kurzfristig sanierbar. Der Oberstufe für WLS wurde in blumigen Worten de facto ein Todesstoß versetzt.

Denn die Stadt zählt tatsächlich die Oberstufenplätze der Martin-Niemöller-Schule (selbst nach deren komplett neuer - auch pädagogischer – Ausrichtung als Vollgymnasium) weiterhin in die Berechnung des Platzbedarfs für Gesamtschüler hinzu. Erst wenn sich demnach ein zu geringes Platzangebot an Oberstufenplätzen ergebe, könne die WLS mit einer Oberstufe rechnen. Dies ist eine beispiellose Benachteiligung für Gesamtschüler sowie ein zusätzliches Signal an alle Wiesbadener Gesamtschulen: Die Übergänge nach Klasse 10 werden noch problematischer als ohnehin schon, da ein gesicherter Übergang nach Klasse 10 zunehmend zum rein zahlentechnischen Verschiebebahnhof der Jugendlichen werden wird - befreit von jedweder pädagogischen Begleitung. Ein derart absehbar unsicherer Schulwechsel wird viele Eltern zusätzlich dazu bewegen, es dann doch erstmal am Gymnasium zu versuchen. Diese Schulpolitik der Stadt Wiesbaden wird in den kommenden Jahren tiefgreifende Verwerfungen in der Schullandschaft verursachen. Sich dabei - wie der Schuldezernent es tut - vollständig von jeder politischen Gestaltungsverantwortung freizusprechen und die Schulen und Schulformen untereinander in einen Wettbewerb um die Schülerschaft zu schicken, ist aus Sicht der GEW hochgradig empörend. Die Regierungskoalition beweist, dass sie nicht in der Lage ist, Verantwortung für alle Schulen zu übernehmen - sondern sich nur mit schalen Kompromissen hinter einem vermeintlichen Elternwillen zu verbergen sucht.