Übergekocht

Zur Glosse „Aufgekocht“ im Wiesbadener Kurier/Tagblatt

Zur Glosse „Aufgekocht“ im Wiesbadener Kurier/Tagblatt (siehe Dateien) über die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vom 29.7.14., in der es heißt, der GEW-Kreisvorstand stelle sich gegen Lehrer, Eltern und Politik, ist Folgendes inhaltlich klarzustellen, da die ursprüngliche Pressemitteilung vom Wiesbadener Kurier nicht gedruckt wurde:

Die GEW ignoriert keineswegs, dass Gymnasialplätze in Wiesbaden fehlen. Es geht um ca.150 G9 Plätze, was der Gesamtpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer am Staatlichen Schulamt unter Beteiligung der GEW-Fraktion vor gut zwei Wochen als Presseerklärung konstatierte. Es stellt sich nur die Frage, ob fehlende G9-Plätze zum Automatismus führen dürfen, ein Oberstufengymnasium mit einem breiten Angebot in ein Vollgymnasium umzuwandeln. Quereinstiege nach der Mittleren Reife werden kaum mehr möglich sein, die Vielfalt des Kursangebots wird sich verringern.

Eine weitere Innenstadt-IGS ist dringend notwendig. Die Beratungen in den vierten Klassen der Grundschulen gestalten sich oft so, dass den Eltern keine große Aussicht auf eine Innenstadt-IGS gestellt wird. Zwei dieser Schulen beenden nämlich ihre Aufnahmefrist schon, bevor die offiziellen Beratungsgespräche in den Grundschulen beginnen dürfen. Freie IGS-Plätze gibt es an der weit von Zentrum entfernten Wilhelm-Leuschner-Schule. Welche Eltern wählen aufgrund des Schulwegs, dann kein Gymnasium? Kurz, G9 heißt nicht gleich G9-Vollgymnasium. Wie bedarfsgerecht eine IGS mit Oberstufe sein kann, macht uns derzeit der in privater Trägerschaft der EVIM befindliche Campus Klarenthal vor.

Die GEW-Wiesbaden steht für all die Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler, die diese Situation nicht erst seit gestern als beklemmend und einschränkend wahrnehmen.

Dass sich die GEW, wie auch der Wiesbadener Kurier in der Vergangenheit selbst, gegen die Politik stellt, ist ihre Aufgabe, wenn Schulpolitik eher aus finanziellen statt pädagogischen Interessen geführt wird. Der Stadt Wiesbaden ist es ein Dorn im Auge oder vielmehr ein Griff in die Kasse, wenn Schülerinnen und Schüler aus dem Umland oder aus Mainz das qualitativ hochwertige Angebot der beiden Wiesbadener Oberstufengymnasien nutzen.

Es stimmt, Herr Körber: Für diese Politik ist die GEW hier wirklich nicht da!

Abschließend sei erwähnt, dass die GEW, wenn sie auf der Ebene antworten würde wie die reißerisch, an Regenbogenpresse erinnernde Glosse formuliert war und wenn sie Politik so persönlich nehmen würde wie der Autor des besagten Artikels, würde sie schreiben:

Wenn man Leiter der Lokalredaktion des Wiesbadener Kuriers ist, darf man die Realität nicht nur schelten, sondern auch gänzlich ignorieren…

Gut zu Gesicht steht es dem WK nicht, wenn gerade Patrick Körber in der eigenen Imagekampagne „unsere Köpfe“ objektiven, differenzierten und vor allem gut recherchierten Journalismus für sein Blatt proklamiert, gleichsam aber die selbst angelegte Messlatte nicht erreichen möchte.

Für den Kreisvorstand der GEW: Christine Dietz