Presseerklärung zum Aktionstag "A13 für alle"

„1. Tag der unbezahlten Arbeit von Grundschullehrkräften – A13 für alle!“ 2. GEW-Aktionstag am 14. November 2016:

Es ist wieder soweit: Ab dem 14. November arbeiten Grundschullehrkräfte – gemessen am Gehalt aller anderen Lehrämter – bis zum Jahresende unbezahlt. „In Zahlen bedeutet diese (‚Ge-)Schlechterbezahlung‘ in dem nach wie vor typischen Frauenberuf rund 6000 Euro brutto weniger“, rechnet Christine Dietz, Mitglied des Kreisvorsitzenden-Teams und der Fachgruppe Grundschulen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Wiesbaden-Rheingau, vor.

 

Die GEW-Aktionen im Bereich des Staatlichen Schulamts Rheingau-Taunus-Kreis und Wiesbaden finden am Vormittag des 14. November 2016 in verschiedenen Grundschulen statt. Der Treffpunkt für die zentrale öffentliche Protestaktion um 16.00 Uhr wird vor dem Hessischen Landtag in Wiesbaden auf dem Schlossplatz sein.

 

„Mit einer Reihe von Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern werden wir bereits zum zweiten Mal den ‚ersten unbezahlten Tag für Grundschullehrkräfte‘ ausrufen und unterstreichend dazu Luftballons steigen lassen – als Symbol dafür, dass auch unser Gehalt endlich steigen muss“, so Dietz. Die Devise „kleinere Kinder – kleineres Geld“ missachte sowohl die hohe Professionalität als auch die hohen Anforderungen an die Arbeit aller Grundschullehrkräfte.

 

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Zum Hintergrund:

 

Lehrkräfte an Grundschulen werden im Vergleich zu anderen Lehrkräften in Hessen deutlich schlechter bezahlt. Sie erhalten trotz gleicher Ausbildungsdauer (wie zum Beispiel Lehrkräfte an Haupt- und Realschulen) eine ganze Gehaltsstufe weniger Gehalt.

 

Lehrkräfte an Grundschulen verwirklichen trotz mangelnder Unterstützung und Ausstattung die Inklusion der Kinder, gestalten den Unterricht für die Kinder individuell und arbeiten daran, jedes Kind bestmöglich zu fördern. Trotzdem werden sie schlechter gestellt, was auch damit zusammen hängt, dass dieser Beruf überwiegend von Frauen ausgeübt wird. Laut eines Rechtsgutachtens des GEW-Bundesverbands besteht bezüglich der Bezahlung im Grundschulbereich eine mittelbare strukturelle Diskriminierung aufgrund des Geschlechts.

 

Dies hat inzwischen auch für die Schülerinnen und Schüler zunehmend negative Auswirkungen, weil es für die Grundschulen immer schwieriger wird, ausgebildete Lehrkräfte zu finden. Immer mehr Grundschulen haben Bedarf und hätten auch Stellen, finden aber keine ausgebildeten Grundschullehrkräfte. In der Not werden dann Kolleginnen und Kollegen ohne entsprechende Ausbildung mit Zeitverträgen eingestellt, die Gruppen vergrößert oder ‚zusätzliche‘ Angebote gestrichen. Auf Dauer kann dieses Problem aber nur gelöst werden, wenn dieser interessante Beruf für den Nachwuchs attraktiver gemacht und die Benachteiligung beendet wird.

 

Die GEW Hessen hat sich im vergangenen Jahr mit ihrem 1. Aktionstag am 13. November 2015 zum „1. Tag der unbezahlten Arbeit von Grundschullehrkräften – A13 für alle!“ auf den Weg gemacht, diese skandalöse Ungleichbehandlung der überwiegend weiblichen Lehrkräfte an Grundschulen im Öffentlichen Dienst des Landes Hessen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

 

Mit regionalen Aktionen „1. Tag der unbezahlten Arbeit – A 13 für alle!“ fordern wir gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen die gleiche Bezahlung von Lehrkräften an Grundschulen wie an allen anderen Schulen ein (A steht dabei für „allgemeine Besoldung“ der Beamtinnen und Beamten in Hessen – 13 für die Eingruppierung aller Lehrkräfte mit Lehramt in Hessen – nur eben außer den Grundschullehrkräften).

 

So werden auch in diesem Jahr Kolleginnen und Kollegen an Grundschulen zum nunmehr

2. Aktionstag „1. Tag der unbezahlten Arbeit von Grundschullehrkräften“ in den Regionen zusammen kommen, um mit einer Luftballon-Aktion ihre berechtigten Forderungen erneut an die Verantwortlichen und in die Öffentlichkeit zu tragen.

Sie unterstreichen damit, dass sie sich nicht länger deswegen schlechter stellen lassen wollen, weil ihre Aufgabe die Unterrichtung von „kleinen Kindern“ ist.  Es ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen und gilt den verantwortlichen Politikerinnen und Politikern als stehende Redewendung, die Wichtigkeit der „frühen Bildung“ zu betonen. 

 

In den Grundschulen werden die Weichen für die schulische Bildungsentwicklung der Kinder gelegt, wenn hier nicht die natürliche Lernfreude und Wissbegierde gefördert werden, ist das in späteren Lebensjahren nur schwer nachzuholen.

 

Gerade für die jüngsten Kinder haben Pädagoginnen und Pädagogen die größte Verantwortung und Sorge. Doch ausgerechnet diese Pädagoginnen und Pädagogen werden benachteiligt und Monat für Monat schlechter gestellt als ihre Kolleginnen und Kollegen an den anderen Schulformen.

 

Sie arbeiten im Grunde durch ihre (Ge-)Schlechterbezahlung ab dem 13. November quasi unentgeltlich.