Presseerklärung

Pakt für den Nachmittag

Presserklärung des Kreisverbandes Wiesbaden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zum Pakt für den Nachmittag vom 18.2.2016

Ganztagsschule nicht mal eine halbe Sache

Der Pakt für den Nachmittag wird ausgebaut. So steht es zu lesen. 

Damit verbunden die frohe Kunde, dass damit SchülerInnen in einigen Wiesbadener Schulen in den Genuss einer Nachmittagsbetreuung bis 17:00 Uhr kommen. Dieses Konzept hat mit der Forderung der Bildungsgewerkschaft GEW, „echte rhythmisierte Ganztagsgrundschulen“ zu schaffen, nichts zu tun.

Hinter die Kulissen geschaut, ist die Schule mit den zugewiesenen umgeschichteten Lehrerstellen nur bis 14.30 Uhr für die Nachmittagszeit zuständig. 

Der Gewerkschaft geht es nicht darum, Kinder möglichst lang in der Schule zu beschäftigen, sondern ein qualifiziertes und rhythmisiertes Ganztagsangebot zu schaffen, welches Phasen des intensiven Lernens mit Bewegungs- und Entspannungsphasen verbindet. 

Ein erweitertes Betreuungsanbot am Nachmittag, welches nicht alle Kinder umfasst und von der Grundnatur her freiwillig ist, nützt zwar den berufstätigen Eltern und damit der Wirtschaft, eröffnet aber nicht die Möglichkeit einer echten Ganztagsschule. 

Strukturell verhindert der Pakt für den Nachmittag die Umsetzung der Ganztagsschulentwicklung, statt diese zu befördern! Die Träger sind in der Regel Private oder Verbände, die ausschließlich im Nachmittagsbereich aktiv werden. Durch den „Flickenteppich an Trägern und Zuständigkeiten“, so mahnt die GEW Wiesbaden,  schließt das Angebot die Rhythmisierung aus. 

Erschwerend kommt hinzu, dass die 230 Stellen für die „Ganztagsschulentwicklung“ in Hessen keine neuen Lehrerstellen sind. Diese sind aus den Grundschulen (140 Stellen) und den Gymnasien (160 Stellen) abgezogen und umgeschichtet. Dort werden intakte Strukturen zugunsten eines im Kern pädagogisch nicht sinnvollen Konzeptes zerstört. 

Die  bildungspolitische Leerformel „Ganztagsschule“ steht zurzeit zudem dafür, dass für den Besuch dieser „Ganztagsschule“ Gebühren anfallen! Schon vergessen: In Hessen gilt der kostenfreie Schulbesuch.

Zusammenfassend geht die Entwicklung von Ganztagsangeboten in die falsche Richtung, was sich in einem Kosten- und Trägerflickenteppich, Kompetenzwirrwarr, und Abschieben von Verantwortung von Land auf Kommune äußert. Zurecht wird von Mogelpackung gesprochen.

Die Rechnung: Sparen + Umschichten = gute Bildung ist und bleibt eine Milchbubenrechnung.

Die immer neuen Angebote und Aufgaben von Schulen müssen mit neuen Stellen hinterlegt werden.

Alles andere sind Mogelpackungen.