Johannes-Maaß-Schule:

Marode Gebäude - wenn die Uhr von der Wand fällt

Eltern protestieren: Es ist fünf vor zwölf – Zeit zum Handeln! Eigentlich ist es hier nicht nur fünf vor zwölf, sondern angesichts der Zustände an dieser Grundschule sollte es fürwahr dreizehn schlagen!

Am 21.9.09 hatten sich Eltern und Schüler vor der Johannes-Maaß-Schule versammelt, als Oberbürgermeister Dr. Müller gemeinsam mit der Schuldezernentin Frau Scholz zur Besichtigung des Gebäudes eintraf. Der Unmut der Eltern hatte sich so weit entwickelt,  dass sie einige ihre Sprösslinge kurzerhand hatten ‚streiken’ lassen, will sagen, sie hatten ihre Kinder nicht zum Unterricht geschickt. Folgendes war passiert: Am Freitag davor wurden, ohne dass Schulleitung oder Eltern informiert worden waren, kurzfristig weitere Stützen im Gebäude aufgebaut.

Die Eltern machten beim Rundgang ihrem allgemeinen Ärger Luft: Weder klappe die Kommunikation mit den zuständigen Ämtern, noch sei eine generelle Sanierung der Schule, sondern allenfalls Stückwerk, geplant. Zwar hatte das Statikbüro bestätigt, dass keinerlei Gefahr für die Schüler und Schülerinnen bestehe, doch beim Anblick von holzgestütztem Eingangsbereich und Treppenhaus beschleichen einen schon Zweifel an dieser Aussage, kulturpessimistisch ausgedrückt könnte man sie auch zynisch nennen.

Auch die Aussagen des OB sind nicht dazu angetan, dass nun, nach jahrelangem Verschleppen von Maßnahmen, seitens der Stadt schnell und effektiv gehandelt werden wird. Ein zweites Gutachten soll erst einmal erstellt werden, das auch über Raumluft und mögliche Schimmelbildung Auskunft geben soll.

Seit Jahren wurde seitens der Eltern und der Schulleitung auf den Zustand der Schule hingewiesen, seit Jahren vertröstet man sie. Immer sind andere Vorhaben für die Stadt offenbar wichtiger. Auch jetzt scheinen wieder angesichts der künftigen Finanzierung von Prestigeobjekten, hohe Bezuschussung der privaten Fachhochschule EBS und die Planung eines Stadtmuseums, die Schulen das Nachsehen zu haben. "Ich habe kein Geld für Sanierungsmaßnahmen", ließ kürzlich die Schuldezernentin öffentlich verlauten. Die letzte Aussage des OB: Ein weiteres "Vielleicht". Vielleicht Baubeginn im Sommer 2010 (rechtzeitig(!) zum 50-jährigen Jubiläum der Schule), auch dies allerdings nur, wenn die Haushaltsberatungen ergäben, dass die erforderlichen 10 Millionen auch da seien. 

Inzwischen gab es einen weiteren Gesprächstermin zwischen Elternvertretern, Schulleitung und OB. Ergebnis: Es komme vorläufig doch nur eine Sanierung des Hauptgebäudes in Betracht, die restlichen Gebäude könnten in die Planung noch nicht miteinbezogen werden. Die ‚restlichen’ Gebäude, das sind die, in denen die jüngsten Lernenden sitzen, die ABC-Schützen und die Zweitklässler, könnten vorerst noch nicht berücksichtigt werden. 

Wieder Ärger und Enttäuschung bei den Eltern, wieder vertröstet. Offensichtlich stehen in diesem Land, obwohl im Programm aller Parteien vorhanden, die Investitionen für Bildung doch nicht so weit oben auf der Liste.

Prestigeobjekte? Schulen sind Prestigeobjekte: Sie legen Zeugnis davon ab, innerlich und äußerlich, wie ernst das Land die Fürsorge für den immer spärlicher werdenden Nachwuchs nimmt. In ihrer Tristesse zeigen viele Schulen eine andere Wirklichkeit. Vor Jahrzehnten schrieb Rene Spitz in einer Abhandlung, dass "Kinderseelen ihre Umgebung (auch: ihre räumliche!) spiegeln"!  Wann ist endlich Baubeginn in Wiesbaden?