Grundschule: „Wenn´s brennt, wird nicht mehr gelöscht!“

Lehrerfeuerwehr von Henzler abgeschafft

Ungläubiges Erstaunen, vor allem aber Verärgerung und Empörung hat die Entscheidung der hessischen Kultusministerin Henzler ausgelöst, die Mobile Lehrerreserve an den Grund- und Förderschulen ab sofort abzuschaffen.Die Mobile Lehrerreserve, an den Schulen kurz „Lehrerfeuerwehr“ genannt, wurde vor 10 Jahren von der damaligen Kultusministerin Wolf eingeführt. Über ganz Hessen verteilt wurden dafür Lehrkräfte an Stützpunktschulen zusätzlich eingestellt, die im Krankheitsfall von Grundschulen angefordert und dort den Unterricht von Klassenlehrerinnen übernehmen konnten.Engelbert Jennewein, Sprecher der Landesfachgruppe Grundschule in der GEW:„In den Grundschulen herrscht das Klassenlehrerprinzip. Die 6 bis 10jährigen haben viele Unterrichtsstunden bei einer Lehrerin. Fällt die aus Krankheitsgründen für eine oder sogar mehrere Wochen aus, muss eine feste Bezugsperson als Ersatz gefunden werden. Diese Rolle haben die Lehrerfeuerwehren übernommen und damit die notwendige pädagogische Kontinuität gewährleistet. Die Mobile Lehrerreserve war ein Erfolgsmodell; als Fortschritt anerkannt bei Eltern und Kollegien weit über die Landesgrenzen hinaus.“Dies wurde auch darin deutlich, dass die Förderschulen mit ihrer ähnlich betreuungsintensiven Pädagogik sich ebenfalls jahrelang für die Einführung der Lehrerfeuerwehr einsetzten und schließlich vor 2 Jahren eine eigene Mobile Lehrerreserve im Umfang von 50 Stellen einführen konnten.Durch die völlig überraschend angeordnete Streichung der Stellen sind die Schulen, die im Falle eines mehrwöchigen Unterrichtsausfalls über keinerlei qualifizierte Reserven verfügen, wieder auf sich selbst gestellt. Im Schulalltag bedeutet das: Sechsjährige Erstklässler werden von stündlich wechselnden – oftmals unzureichend pädagogisch geschulten – „Ersatzkräften“ betreut. Statt der versprochenen 105%igen Lehrerzuweisung bleibt es beim alten Zustand und sogar die lückenfüllende „Lehrerfeuerwehr“ rückt nicht mehr aus!Jochen Nagel, der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, kommentiert:„Während die hessische Landesregierung in ihren Sonntagsreden immer wieder von der Bildungspriorität spricht, setzt sie im Grund- und Förderschulbereich offensichtlich systematisch auf Qualitätsabbau. Schon lange haben wir den Eindruck. dass die Bedürfnisse unserer jüngsten Schülerinnen und Schüler im hessischen Kultusministerium nur unzureichend wahrgenommen werden. Die Streichung der Mobilen Lehrerreserve ist ein weiterer Beleg dafür. Wer auch immer Kultusministerin Henzler zu diesem Verzweiflungsschritt gedrängt hat, war ein schlechter Ratgeber.Eltern, Kollegien und Schulleitungen in den betroffenen Schulen fordern die Rücknahme dieser pädagogisch unverantwortlichen Sparmaßnahme; die Landesregierung muss sich für das kommende Schuljahr auf erheblichen Widerstand gefasst machen.“