GEW fordert klare Bedingungen

Neues Praxissemester für die hessischen LehramtsstudentInnen

Presseerklärung des GEW Kreisverbands Wiesbaden vom 24.02.2016

Ein kritisches Fazit hat die Wiesbadener GEW zu der ersten Runde des neuen hessischen „Praxissemesters“ gezogen, die Ende Januar zu Ende gegangen ist. Wie Christine Dietz, Mitglied der Vorsitzendenteams der Wiesbadener GEW, sagte, gebe es bei dem Praxissemester Licht und Schatten. Das Praxissemester - wie manch anderes Projekt des Ministeriums - sei mehr oder weniger überfallartig und ohne genauere Vorstellung von Ablauf und Gestaltung „von oben“ aufgesetzt worden. Dietz: „Die Schulen wussten oft selbst nicht, wie sie das machen sollten.“ Das habe viele Schulen dazu veranlasst, sich an dieser ersten Erprobungsrunde gar nicht erst zu beteiligen. Immerhin habe sich das Praxissemester in Süd- und Mittelhessen zunächst einmal auf das Lehramt an Gymnasien beschränkt.

Dietz sagte weiter: „Schon diese erste Erprobungsrunde zeigt, dass ein Praxissemester nur mit den Schulen ein erfolgreicher Teil eines Lehramtsstudiums werden kann. Überall dort, wo die Studentinnen und Studenten gute und sehr gute Erfahrungen an den Schulen gemacht haben, war es die gute Zusammenarbeit mit den Mentorinnen und Mentoren, also mit Lehrerinnen und Lehrern, die sich intensiv um eine Betreuung der ‚Neuen‘ gekümmert haben, die wesentlich zum Erfolg beigetragen hat.“ Es sei daher unverständlich und für eine erfolgreiche Lehrerausbildung unlogisch , wenn die Mentorinnen und Mentoren für ihre Mühe keine angemessene Entlastung, etwa in Form von Anrechnungsstunden, erhalten sollten.

Dietz: „Offensichtlich soll auch diese wichtige Arbeit mal wieder so nebenher geleistet werden, zu allem, was die Lehrerinnen und Lehrer sonst noch zu tun haben. Das ist zwar seit Jahren gängige Praxis des Ministeriums, kann aber keinesfalls als Zukunftskonzept dienen. Bei einer derart intensiven Betreuung der Studierenden an den Schulen – ein halbes Jahr statt nur weniger Wochen – und angesichts einer viel weitergehenden Kooperation müssen die Bedingungen für alle Beteiligten stimmen.

Es muss Entlastungsstunden für die Mentorinnen und Mentoren geben!“
Befremdet zeigte sich Dietz über die Argumentation der verantwortlichen Goethe-Universität Frankfurt und des Ministeriums, ein Praxissemester, das bereits im dritten oder vierten Semester des Studiums liege, könne dazu führen, für die Schule „ungeeignete Bewerber“ frühzeitig auszusortieren. „Sagen wir mal so: Wir als GEW begrüßen, wenn Lehramtsstudentinnen und - studenten frühzeitig Erfahrungen mit dem Arbeitsfeld Schule machen. Aber es sollte sich primär um Erfahrungen und Beratung handeln, nicht um Selektion.“
Schließlich hob Dietz hervor: „Ein einmaliges Praxissemester ersetzt nicht weitere Praxisphasen in einem Lehramtsstudium. Ein einziges, noch dazu womöglich über alles entscheidendes Praxissemester kurz nach Studienbeginn ist nur wenig aussagekräftig/hilfreich “.