Fordert mit aller Macht ein, was euch zusteht:

Ihr habt ein Recht auf gute Bildung!

Redebeitrag von GEW-Kreisvorstandsmitglied Michael Zeitz zum Auftakt des Wiesbadener Schülerstreiks am 17.6.09 für ein Recht auf Bildung für alle, Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Studis,

ich begrüße euch im Namen der Bildungsgewerkschaft GEW. Wir freuen uns, dass ihr heute zusammengekommen seid um euer gutes Recht  auf gute Bildung lautstark einzufordern. Mit diesen Forderungen steht ihr nicht alleine, sie werden von Lehrern und Eltern unterstützt!

Viel zu lange mussten wir uns anhören, es sei einfach kein Geld für bessere Schulen und Unis da. Ja, sogar die Studenten sollten zur Kasse gebeten werden, um die Unis zu finanzieren. Jetzt plötzlich werden hunderte von Milliarden locker gemacht um Banken und Konzerne zu retten. Wenn die Superreichen und Mächtigen unseres Landes, wenn Schickedanz und Middelhoff nach Geld schreien, dann ist offensichtlich genug Kohle da! 

Aber wer zahlt die Zeche?

Das werdet ihr sein! Ihr müsst morgen mit euren Steuern die Kredite von heute abbezahlen! Dann ist es doch das Mindeste, dass diese Gelder euch zugute kommen, dass damit eure Bildung verbessert wird. 

Seit Jahrzehnten hören wir in den Sonntagsreden der Politiker, dass Bildungsinvestitionen Investitionen in die Zukunftsfähigkeit unseres Landes sind – damit haben sie Recht! Aber investiert wurde nicht! In Schul- und Unigebäuden bröckelt der Putz, funktionierende Computer sind Mangelware und vor allem: Klassen und Kurse sind überfüllt, individuelle Förderung ist so nicht möglich, ihr seid nur eine von 30 Nummern!

Lasst euch das nicht länger bieten! Denkt daran, euch gehört die Zukunft und ihr zahlt morgen für die Fehler von heute. Fordert mit aller Macht ein demokratisches öffentliches Bildungswesen.

Bildung ist immer ein Indikator sozialer Gerechtigkeit im Lande. Die Unterfinanzierung des öffentlichen Bildungssystems muss ein Ende haben. Es muss in gut ausgebildetes, hoch qualifiziertes Personal investiert werden. Nicht aber in ein Startpaket für Privatschulen. Denn im konkreten Fall der EBS-Förderung findet kein Aufschwung zu innovativer Bildung statt.

Gute Bildung für alle ist nur möglich, wenn wir Wissenschaft demokratisieren, Hochschulen öffnen, Bildungseinrichtungen zeitgemäß ausstatten, die Qualität von Forschung und Lehre entwickeln und damit ein Gegengewicht zum derzeit vorherrschenden Leitbild der „unternehmerischen Bildungseinrichtungen“ schaffen.

Jeder hat das gleiche Recht auf Bildung, Bildungschancen dürfen nicht vom Geldbeutel und Einfluss der Eltern abhängig sein! Wir wollen gut ausgestattete staatliche Bildungseinrichtungen, keine privaten Eliteschmieden. Fordert kleinere Klassen, die Massenabfertigung an Schulen und Unis ist unzumutbar. Nur in kleinen Lerngruppen kann jeder Schüler individuell wahrgenommen und gefördert werden.

Fordert längeres gemeinsames Lernen, denn nur wenn ihr solidarisch voneinander und miteinander lernt könnt ihr die herrschende Ellenbogengesellschaft überwinden. Fordert mit aller Macht ein, was euch zusteht: Ihr habt ein Recht auf gute Bildung!

 Die  GEW  fordert daher: 

  • Keine finanzielle Austrocknung der öffentlichen Bildung zugunsten privater Profitinteressen(EBS).
  • Bildung darf nicht zur Ware verkommen.
  • Bildung muss öffentliches Gut und Daseinsvorsorge für alle Menschen bleiben.
  • Freier Zugang zu Bildung ein Leben lang.
  • 7% des BIP (= 40 Mrd. Euro) für das staatliche Bildungssystem.

Konkret für Wiesbaden heißt das: Rücknahme der Absichtserklärung der CDU/FDP-Landesregierung gemeinsam mit OB Helmut Müller, die EBS mit Geldern, die von der Allgemeinheit getragen werden müssen, zugunsten einer kleinen und einkommensstarken Bevölkerungsschicht auszustatten. Keine Finanzierung seitens des Landes oder der Stadt Wiesbaden für die Erweiterung der privaten EBS.