Ein Haus ist noch kein Museum

Wiesbadens Grüne und die Bürgerinitiative „Gemeinwohl hat Vorfahrt“ wenden sich gegen Pläne von Stadt und OFB.

Sowohl der Wiesbadener Kreisverband der Grünen, als auch die Bürgerinitiative „Gemeinwohl hat Vorfahrt“ wenden sich gegen die derzeitigen Pläne zum Bau eines Stadtmuseums durch den privaten Bauträger OFB.

Die Grünen halten laut einer Pressemitteilung grundsätzlich an der Idee eines zentralen Stadtmuseums fest, lehnen den von Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz (CDU) vorgesehenen Jahn-Bau und dessen Finanzierungskonzept aber ab. Dies habe die Kreismitgliederversammlung am Dienstag beschlossen.
„Unsere Stadt bekommt hier zu wenig Museum für zu viel Geld.

Das ist auch nicht verwunderlich, weil die OFB natürlich mitverdienen will“, begründet Vorstandssprecher Daniel Sidiani die Entscheidung. Bei Miete und Betriebskosten von jeweils zwei Millionen Euro im Jahr – zuzüglich möglicher Steigerung – würde das Gesamtpaket die Stadt über 29 Jahre zwischen 120 und 130 Millionen Euro kosten. Die Grünen befürchten, dass die nötigen Mittel anderen Kultureinrichtungen vom Mund abgespart werden könnten.

Teures Stadtmuseum Kulturarbeit gefährden

Ob diese nach zweistündiger Debatte gefundene Position des Kreisverbands auch in einem entsprechenden Antrag in der Stadtverordnetenversammlung mündet, ist laut stellvertretendem Fraktionschef der Grünen im Rathaus, Claus-Peter Große, noch unklar. Erst am Montag, so Große, werde in der turnusmäßigen Fraktionssitzung über das Thema beraten.

Druck auf die Stadt und den Bauträger OFB kommt auch von anderer Seite: Die parteiübergreifende „Bürgerinitiative für den Erhalt öffentlichen Eigentums in Wiesbaden“ richtet sich gegen die Privatisierung von städtischen Gesellschaften und tritt für die Rücküberführung von bereits privatisieren Teilen der kommunalen Daseinsfürsorge ein. In einem offenen Brief verlangt die BI, dass die Stadt aus den Verhandlungen mit der OFB aussteigt, um die Kontrolle über die Kosten zu behalten.

Die Bürgerinitiative kritisiert unter anderem, dass der von der OFB geplante Bau lediglich eine Hülle sei, in der ein Stadtmuseum installiert werden könne. „Doch es bedarf nicht nur einiger kosmetischer Eingriffe, es bedarf der Herstellung der im Entwurf fehlenden Funktionstauglichkeit als Museumsbau“, ist in dem offenen Brief zu lesen. Und das gehe nach Meinung der BI „richtig ins Geld“.

Was der Um- und Ausbau zu einem Gebäude kostet, das den Anforderungen eines Museums wirklich genügen würde, könne nur grob geschätzt werden. „Ein Betrag von vier Millionen Euro ist hier sicher nicht zu hoch gegriffen“, so die BI. Dazu komme letztendlich noch die Einrichtung der tatsächlichen Exponate. Da das Kulturdezernat diese Last allein zu stemmen habe, schließt sich die BI im Kern der Forderung der Kreisgrünen an: „Eine in ihrer jetzigen Form mehr als fragliche Inszenierung der Vergangenheit droht die Gegenwart und Zukunft städtischer Kultur aufzufressen und nebenbei auch noch die bescheidenen Ansätze vorhandener Erinnerungsarbeit zunichte zu machen.“

Quelle: www.fr-online.de