Die Veranwortungslosigkeit der Eliten

Für Soziales und Bildung steht dem Staat nicht genügend Geld zur Verfügung, das befindet sich woanders

Die Onlineausgabe der Frankfurter Rundschau vom 19.2.13 titelt: "USA: Konzerne zahlen Chefs mehr als dem Staat" und "Geldregen für Top-Manager: Gehälter wie vor der Krise". "ARTE" zeigte am 12.02.13 zwei Dokumentationen über die "schleichende Unterwanderung unserer legitimierten Volksvertreter durch Abgeordnete der Wirtschaft und Industrie", sogenannte Lobbyisten ("Im Vorzimmer der Macht"; "The Brussels Business - Wer steuert die europäische Union?"). Das Problem der asozialen Geldverteilung wird gesehen. Reichen aber die vorgeschlagenen Lösungswege (Transaktions-Steuer, u.a.) aus, diese Machtkonzentration endgültig einzudämmen, zu kontrollieren? Muss sich das System ändern? Wie verantwortungsbewußt Reiche denken und lenken, wie sie soziale Gegensätze wahrnehmen und wie Medien über Reiche berichten, beschreiben Ueli Mäder, Ganga Jey Aratnam, Sarah Schilliger in ihrem Buch "Wie Reiche denken und lenken, Reichtum in der Schweiz: Geschichte, Fakten Gespräche", 2010 Rotpunktverlag, Zürich.

Ein Auszug aus einem Interview mit Urs Berger, früher in der Konzernleitung der Baseler Versicherung, heute Vorsitzender (CEO) der Geschäftsleitung  der "Mobiliar"-Versicherungen (Seite 203-204):

In den letzten Jahren hat sich nach einer gängigen These viel Macht zu den Managern verschoben. "Ja, das ist so", sagt Urs Berger. "Bei Großfirmen hat es immer mehr Manager, kaum noch Patrons. Schon bei KMU sehe ich, dass oft nicht mehr eine Familie oder ein Einzelner die ganze Verantwortung tragen kann. Es ist aber ein Riesenunterschied, ob du dein Eigenkapital investiert hast oder ob du mit zur Verfügung gestelltem Kapital arbeitest, das du bei Verlust nicht ersetzen musst. Es ist ein kleines Risiko, bei Erfolg überdimensioniert entlöhnt zu werden und bei Misserfolg immer noch überdimensioniert entlöhnt zu werden. Bonus-Malus gibt es bei Managerentschädigungen noch zu wenig. Ein Manager müsste eigentlich auch mit einem Teil seines Verdienstes haften. Und da gibt es für mich einen Unterschied zu früher. Unternehmer sind reich geworden durch wirkliches Unternehmertum. Früher war man nicht sozial gerechter und verantwortungsbewusster gegenüber den Mitarbeitenden. Aber Verluste haben persönlich wehgetan, konnten auch mal eine Existenz ruinieren. Manager, die heute dank Aktien- und Optionsgewinnen sehr viel verdienen, verlieren die Beziehung zu erbrachten Leistungen. Mich ärgert es, wenn Manager an der Performance der Firmenaktien verdienen. Diese Börsenwerte hängen vielleicht zu dreißig oder vierzig Prozent an einer echten Leistung, die gemessen wird. Und der ganze Rest ist irgendwie Fantasie und Spekulation. Wenn zum Beispiel über eine Firmenübernahme spekuliert wird, dann steigt der Aktienkurs dieses Unternehmens oft überdimensional. Und gleichzeitig steigen auch die Boni der Manager, was völlig irrsinnig ist. Der größte Vorwurf, den ich an dieses System mache ist, dass die Manager kaum lernen, wirklich soziale Verantwortung zu übernehmen. Hier muss sich einiges ändern."