Die Schulpolitik in Wiesbaden steht Kopf

Für eine weitere IGS in der Innenstadt!

In privater Trägerschaft werden Gesamtschulen eingerichtet, eine paradoxe Situation. Schon seit langem kämpft die GEW dafür, dass eine weitere IGS in der Innenstadt eingerichtet wird.

In jedem Jahr werden Anmeldungen an Gesamtschulen zurückgewiesen und die Kinder müssen entgegen dem Elternwunsch eine Schule des dreigliedrigen Systems besuchen, weil sie an keiner Wiesbadener Gesamtschule aufgenommen werden konnten. Die Grundidee einer Gesamtschule ist es, alle Kinder gleichermaßen zu fördern und den prägenden Einfluss der sozialen Herkunft aus einer bildungsfernen Familie oder einer Familie mit Migrationshintergrund möglichst aufzufangen. Dort können Kinder unterschiedlicher Begabung gemeinsam bis zum 10. Schuljahr lernen, in einer Ganztagsschule kann auch ein interessantes Freizeitangebot ohne zusätzliche finanzielle Belastung und Organisation des Alltags wahrgenommen werden. Die Gesamtschule wird von vielen Familien der Mittelschicht gemieden, von der Seite der konservativen Politiker aus CDU und FDP noch immer vehement bekämpft.

Für das Staatliche Schulwesen und den Wiesbadener Schulentwicklungsplan ist es eine traurige Bilanz, wenn eine Modellschule wie die Helene Lange Schule immer nur Modellschule bleibt. Ihre pädagogischen Erfolge sollten jedoch auf die anderen staatlichen Regelschulen übertragen werden. Das hervorragende Abschneiden beim PISA-Test wünschen wir uns für alle Schulen. Die guten Lernbedingungen an der Helene Lange Schule werden jetzt in den Privatschulbereich getragen und nur Kinder aus pädagogisch interessierten, finanzstarken Familien werden weiterhin davon profitieren. Es wäre aber wichtig, auch Kindern aus bildungsfernen Bevölkerungsgruppen ein solch attraktives Schulangebot zukommen zu lassen. Das funktioniert aber nur in einer Regelschule, möglichst in einem Wohngebiet, in dem viele verschiedene Gruppen der Gesamtbevölkerung vertreten sind. Wenn es den politisch Verantwortlichen wirklich Ernst ist mit ausgleichender Gerechtigkeit, dann müssen sie eine staatliche Gesamtschule befürworten.

Es wird positiv hervorgehoben, dass an den genannten Privat-Gesamtschulen „G8“ nicht vorgesehen ist. Alle Eltern, deren Kinder eine Empfehlung zum Besuch des Gymnasiums haben, können „G8“ für ihr Kind vermeiden. In jeder Wiesbadener Gesamtschule werden leistungsstarke Kinder bis zur 10. Klasse unterrichtet und gefördert und wechseln dann auf ein Oberstufengymnasium um dort das Abitur abzulegen. Dies sollte eine wichtige Überlegung bei der Schulwahl nach der Grundschule sein. Diese Möglichkeit steht allen offen und nicht nur denjenigen, die finanziell so gut ausgestattet sind, dass sie Schulgeld bezahlen können.