KiTa Betreuung und Beschulung Schutzsuchender aus der Ukraine im Land Hessen

Presseerklärung des GEW Kreisverbandes Wiesbaden Rheingau sowie Unterstützung der Presseerklärung der Landesschüler:innenvertretung Hessen vom 12.06.2022

Nach den Osterferien wurde offiziell, was die hessischen Bildungseinrichtungen vor Ort schon längst als massive Herausforderung identifiziert hatten: Hessen hat im bundesweiten Vergleich die meisten ukrainischen Schutzsuchenden und damit laut Kultusminister Alexander Lorz den „größten Eingliederungsbedarf von ukrainischen Schülern”.

Zuvor hatte Herr Lorz der Öffentlichkeit versichert, dass unser Schulsystem gut auf die Ukraine Flüchtlinge vorbereitet sei.

Die Realität ist leider erschütternd anders, wie die Landesschulsprecherin Jessica Pilz treffend resümiert: „Die Beschulung schutzsuchender Kinder und Jugendlicher aus der Ukraine stellt das Bildungssystem vor eine massive Herausforderung und verdeutlicht erneut bestehende Schwächen.”

Wie so oft fühlen sich Kolleg:innen und Institutionen vom Hessischen Kultusministerium nicht ausreichend unterstützt. Es fehlt nicht nur eklatant an ausreichend Fachpersonal, es fehlt ganz basal an Räumen. Es fehlt nicht nur an Menschen, es fehlt auch an Material. Es fehlt nicht nur in Schulen, es fehlt auch in den Kindertagesstätten.

Hier bei den Kleinsten ist die Mehrbelastung besonders stark spürbar. Während in einigen KiTas zwar vermehrt ukrainische Fachkräfte eingesetzt werden, gibt es dennoch viele Problembereiche wie fehlende Raumkapazitäten. So werden teilweise Sozialräume zu Gruppenräumen umfunktioniert und fehlen dann als Rückzugsraum für die Mitarbeiter:innen. Daher müssen vernünftige Raumkonzepte erarbeitet werden, die weder zu Lasten der Fachkräfte noch der Kinder gehen.

Auch die Einarbeitung der neuen Kolleg:innen kostet Kraft und Zeit - und das in einer sowieso schon schwierigen Situation nach den Einschränkungen durch die Pandemie und dem oft massiven Fachkräftemangel. So bedarf es kurzfristig einer Aufstockung der Ressourcen - auch um die Sprachförderung zu gewährleisten. Langfristig muss dringend überlegt werden, wie der Beruf attraktiver gemacht werden kann.

Kurzum: es brennt überall – von der KiTa bis zur Hochschule. Wir brauchen einen pädagogischen Feuerwehreinsatz: mehr finanzielle und personelle Ressourcen und mehr Raum für gelungene Integration teils traumatisierter Kinder und Jugendliche.

Wir brauchen keine politischen Zusicherungen, wir brauchen politisches Handeln, das in den Bildungseinrichtungen spürbar zu Verbesserungen führt.

Was, wenn dies ausbleibt? Dann befürchten wir als GEW Kreisverband Wiesbaden Rheingau „viel verbrannte Erde“: ausgebrannte Kolleg:innen sowie unzureichend integrierte und aufgefangene Flüchtlingskinder.

Wir als GEW Wiesbaden Rheingau unterstützen die Presseerklärung der Landesschüler:innenverbands Hessen vom 12.06.2022 vollumfänglich und erlauben uns, diese hier zu verlinken:

https://www.lsv-hessen.de/blog/2022/06/12/pressemitteilung-der-lsv-zum-thema-beschulung-schutzsuchender-aus-der-ukraine-im-land-hessen/ 

Wir hoffen, dass unsere gemeinsamen Aufrufe Gehör finden.

In diesem Sinne danken wir Ihnen als Vertreter:innen der Öffentlichkeit für Ihre Zeit und Unterstützung in dieser Sache.

Chris Hahn und Johanna Browman

(Vorsitzenden Team des GEW KV Wiesbaden Rheingau)