Zerschlagung der Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung

Kundgebung am Mittwoch, den 05. Juni 2013 | Wiesbaden

Kundgebung am Mittwoch, den 05.06.2013 zwischen 12:00 - 13:00 Uhr auf den Dernschen Gelände: Schülerinnen und Schüler, Sozialpädagoginnen, Lehrerinnen und Lehrer der Kerschensteinerschule Wiesbaden hoffen und bauen auf das Engagement der Abgeordneten des Hessischen Landtags für den Erhalt der beruflichen Bildungsgänge in Hessen.

An die Mitglieder des „Unterausschuss für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung“, an die Abgeordneten des Hessischen Landtags und die Fraktionen im Hessischen Landtag

Zerschlagung eines bewährten Übergangssystems in den Bildungsgängen zur Berufsvorbereitung (BzB) an den beruflichen Schulen

Diese bildungspolitische Katastrophe betrifft:

über 15-jährigen Zuwanderer und Flüchtlinge als eine ständig wachsende Zielgruppe,
Quereinsteiger mit Deutsch als Zweitsprache, 
Schülerinnen und Schüler von Förderschulen
und andere benachteiligte Jugendliche ohne Schulabschluss im 10.Schulbesuchsjahr (EIBE auch 11. Schulbesuchsjahr).
EIBE-Maßnahmen enden mit dem nächsten Schuljahr 2013/14

Trotz aller laufenden und noch zu erwartenden Bemühungen im Sek.I- Bereich ist davon auszugehen, dass nicht alle den Übergang ins Berufs- und Arbeitsleben schaffen. Schülerinnen und Schüler, die das 10. Schuljahr an beruflichen Schulen besuchen wollen, werden sich nicht in Luft auflösen.

Wird ein Angebot wie EIBE an den etwa 70 Beruflichen Schulen jährlich mit nahezu 3000 Schülerinnen und Schülern in Hessen zerschlagen, zerstört dies erfolgreiche Strukturen an den Schulen und beeinträchtigt die Entwicklungsmöglichkeiten und beruflichen Perspektiven für diese Schülergruppe massiv.

Was ist/war das Besondere an EIBE?

Sozialarbeit ist integraler Bestandteil des schulischen Alltags innerhalb der Lerngruppen, d.h.: Verankerung im Stundenplan, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Lehrkräften durch Anbindung an Klassenteams, Elternarbeit und enge Kooperation mit außerschulischen Institutionen und Ämtern.

Es darf nicht dazu kommen, dass von Förderperiode zu Förderperiode die bürokratischen Hürden wachsen und die sächlichen und personellen Ressourcen abgebaut werden – so wie geschehen beim Übergang von EBA zu EIBE. 

Unabhängig von EIBE fordern wir, dass für alle Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung (BzB) an den beruflichen Schulen sozialpädagogische Betreuung als integraler Bestandteil des schulischen Alltags der Lerngruppen obligatorisch wird.

In diesem Zusammenhang wurde unsere Kultusministerin befragt:

„Ist es zutreffend, dass das Kultusministerium die Einstellung des Programms EIBE plant?“

Frau Beer antwortete ..., dass „das „Klientel derjenigen Jugendlichen, die bisher im Fokus des Projekts „EIBE“ stehen, auch künftig Berücksichtigung finden wird.“(Wiesbaden, 8. August 2012) 

REFORM (?) DES ÜBERGANGSSYSTEMS nach den Vorstellungen des Kultusministeriums 

„Für die haben wir die Schulpflicht erfüllt!“

Als Ziele seiner Reform formuliert das HKM: Senkung der Zahl der Schulentlassenen ohne Hauptschulabschluss, stärkere Verzahnung zwischen allgemein bildender und beruflicher Schule. 

Schon die formulierten Ziele machen deutlich, dass die zentralen Probleme beim Übergang in Ausbildung und Beruf im HKM nicht präsent sind.

Geplant ist eine Gestufte Berufsfachschule als Selektionsinstrument. Die zweijährige BFS zum mittleren Abschluss soll ersetzt werden durch eine gestufte Berufsfachschule mit größeren Klassen und ohne sozialpädagogische Betreuung. Durch neue Zulassungsvoraussetzungen (Hauptschulabschluss ohne Notenvorgaben) sollen dort alle Jugendlichen mit Hauptschulabschluss beschult werden, die den Übergang in Berufsausbildung noch nicht geschafft haben und noch schulpflichtig sind. Der Übergang ins zweite Jahr mit der Möglichkeit der Erlangung des mittleren Bildungsabschlusses soll nur mit guten Leistungen im ersten Jahr möglich sein.

Abzulehnen ist diese Stufung in der „reformierten“ Berufsfachschule. Was passiert mit den Leistungsschwachen? Erfahrungsgemäß sind das doch die Jugendlichen, die die geringste Chance haben, einen Ausbildungsplatz zu finden. Antwort der Abteilungsleitung des HKM: „Für die haben wir die Schulpflicht erfüllt!“.

Zerschlagung der Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung

Fast alle Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds, mit denen bisher EIBE finanziert wurde sollen in die Sekundarstufe I fließen. Was in 30 Jahren von den Beruflichen Schulen im Bereich Ausbildungsvorbereitung aufgebaut wurde, wird hierdurch mit ausgeprägter Ignoranz zerschlagen.

Ein Gesamtkonzept des Hessischen Kultusministeriums zum Übergangssystem ist nicht zu erkennen. Das Ziel besteht darin, möglichst viele Ressourcen einzusparen bzw. von den Beruflichen Schulen in die Hauptschule zu verlagern; in einen Bildungsgang also, dem in der aktuellen bildungspolitischen Diskussion keine zukunftsweisende Bedeutung mehr zugesprochen wird. Es geht dem HKM im Wesentlichen nur darum, Schulformen der beruflichen Schulen entweder abzuschaffen oder so weit wie möglich zu „reduzieren“. Während das so entstehende System für die ‚besseren‘ Schülerinnen und Schüler noch eine Vielzahl von Perspektiven eröffnet, werden die Möglichkeiten für Benachteiligte stärker eingeschränkt. Nach Verlassen der allgemein bildenden Schule bleiben ihnen lediglich die personell ausgedünnten Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung oder die erste Stufe der neuen Berufsfachschule. Wer schon in der Sekundarstufe I Probleme hatte, wird es in diesem System noch schwerer haben. Die Fördermöglichkeiten in der Beruflichen Schule werden drastisch reduziert und viele der jungen Menschen, die mit den heutigen Übergangsmaßnahmen noch irgendwie gefördert werden, werden dies in Zukunft nicht mehr. Die werden ihre Schulpflicht erfüllen und damit basta. 

Wir hoffen und bauen auf ihr Engagement für den Erhalt des Bildungslandes Hessen!

Die Schülerinnen und Schüler, Sozialpädagoginnen, Lehrerinnen und Lehrer der Kerschensteinerschule, Wiesbaden