Von guten Bedingungen kann keine Rede sein!

Schulgesetz offenbar immer noch streitig zwischen den Koalitionspartnern

GEW Hessen kritisiert in einer Pressemitteilung die Regierungserklärung von Kultusministerin Dorothea Henzler.

Frankfurt (GEW): „Auch wenn Kultusministerin Dorothea Henzler immer wieder meint, die guten hessischen Rahmenbedingungen beschwören zu müssen, mit der Realität an den Schulen hat das sehr wenig zu tun“, erklärte der Vorsitzende der GEW Hessen, Jochen Nagel, anlässlich der Regierungserklärung der Kultusministerin. „Hessen hat – mit einer Pflichtstundenhöhe, die noch nicht einmal vor hundert Jahren erreicht wurde – weiterhin die bundesweit schlechtesten Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte.“ Jetzt liege auch noch eine Gesetzesvorlage der Landesregierung vor, nach der die Lehrkräfte bis zum Alter von 67,5 Jahren vor den Klassen stehen sollen.
Wer sich die Daten genauer anschaue, könne erkennen, dass die in diesem Schuljahr zusätzlich eingerichteten Stellen alleine vom Zusatzbedarf durch das unsinnige G8 Experiment vollständig aufgebraucht werden. Die Initiative der Berufsschulleitungen für eine höhere Stellenzuweisung mache mehr als deutlich, dass auch hier eine signifikante Unterversorgung vorliege.

Hessen liege bei den Ausgaben für Bildung im Bundesländervergleich auch weiterhin ganz hinten.

„Wir begrüßen, dass sich die Koalition jetzt endlich auf ein neues Bildungsgesetz für die Lehrkräfte zu einigen scheint“, so Jochen Nagel. „Dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir wegen der schlechten Arbeitsbedingungen einen zunehmenden Mangel an ausgebildeten Lehrkräften haben. Bereits jetzt nimmt die Zahl nicht entsprechend ausgebildeter Kolleginnen und Kollegen ständig zu. Und auch den Mangel an Bewerbungen für Schulleitungspositionen wird man nicht durch die Einrichtung von Akademien, sondern zu allererst durch angemessene Arbeitsbedingungen beheben müssen.“

Die Einführung von Standards und Kompetenzen werde keinesfalls die ‚individuelle Förderung jedes einzelnen Schulkindes verbessern’. „Natürlich wollen wir, dass Lehrkräfte eher die Rolle von Begleiterinnen und Begleitern im Lernprozess der Schülerinnen und Schüler einnehmen können. Dies hat aber mit einem Umswitchen auf ‚Standards’ und ‚Kompetenzen’ nichts zu tun. Dazu braucht man vielmehr deutlich kleinere Gruppen, Lernzeit für Schülerinnen und Schüler (kein G8!) und gute Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte. Genau dies bleibt die Landesregierung schuldig“, betonte Jochen Nagel.

Auch bei der Selbstständigen Schule müsse man nach den vorliegenden Aussagen eher befürchten, dass damit nicht eine demokratische Schule, sondern eher eine betriebswirtschaftlich ausgerichtete Schule gemeint sei. Bildung ist ein Grundrecht und darf nicht betriebswirtschaftlichen Verwertungskriterien unterworfen werden. „Aber offenkundig gibt es ja zwischen den Koalitionsfraktionen noch erhebliche Kontroversen, da der Schulgesetzentwurf erneut nicht der Öffentlichkeit vorgelegt wurde. Die GEW wird diesen abwarten und dann entsprechend Stellung nehmen. Natürlich werden wir mit Kultusministerin Dorothea Henzler auch im Rahmen unseres Bildungskongresses darüber diskutieren“, so Jochen Nagel abschließend.