Stellungnahme des GPRLL

zum Mangel an Plätzen an Integrierten Gesamtschulen

Die diesjährige Verteilungskonferenz im Staatlichen Schulamt zur Aufnahme in die Jahrgangsstufe 5 der Integrierten Gesamtschulen musste feststellen, dass 76 Kindern weder der der Erst-, Zweit- noch Drittwunsch im integrierten System erfüllt werden konnte.

Die neu gegründete Jawlensky-Schule konnte den Mehrbedarf nicht kompensieren, da insgesamt  68 Plätze mehr als im Vorjahr gewünscht wurden und man wieder – nach öffentlichen Protesten - zur Klassengröße von 27 zurückgekehrt war.

Die Nachfrage nach Plätzen an Integrierten Gesamtschulen steigt weiterhin. Der GPRLL begrüßt die Darstellung des Stadtelternbeirats, der in der Wahl der Schulen  den Elternwunsch nach an einer weiteren Integrierten Gesamtschule in der Innenstadt bestätigt sieht. Er teilt die Kritik des Stadtelternbeirats an dem Vorschlag, die Integrierten Gesamtschulen in den AKK-Stadtteilen oder in Hochheim als Lösung anzusehen.

Der GPRLL  kritisiert die Darstellung der Schuldezernentin Rose-Lore Scholz, die den Mangel an 76 Plätzen herunterrechnet auf 33, indem sie die an der Wilhelm-Leuschner-Schule vorhandenen 43 freien Plätze  von den unerfüllten 76 Wünschen abzieht.

Der GPRLL sieht im Wahlverhalten der Wiesbadener Eltern ein gestiegenes Bedürfnis nach einer Schulform, die die Schullaufbahn der Kinder länger offen lässt.  Eine wissenschaftlich fundierte Begründung für die Verteilung von Schülern nach der 4. Klasse auf verschiedene Schulen gibt es nicht. Dagegen gibt es Untersuchungen, die belegen, dass das Kind eines Managers – bei gleicher Leistung – eine erheblich größere Chance auf eine gymnasiale Empfehlung hat als ein Arbeiterkind. Und das Kind deutscher Eltern hat laut  Untersuchungen eine erheblich größere Chance auf eine Gymnasialempfehlung als ein Einwandererkind.

Weiterhin sieht der GPRLL im Wahlverhalten der Eltern eine Kritik an G8.

Die Tatsache, dass gegenwärtig  an den Gesamtschulen das Abitur noch nach 13 Jahren möglich ist, erweist sich für viele als Vorteil. Das Argument, dass man mit europäischen Ländern konkurrieren müsse, die ihr Abitur nach 12 Jahren machen, relativiert sich u. a. dadurch, dass ca. 24% aller Gymnasiasten trotz G8 durch Wiederholung 13 Jahre brauchen, weil sie ein Schuljahr wiederholen.

Der vergleichsweise gute Abschluss der deutschen Grundschulen bei internationalen Studien weist darauf hin, dass das Lernen in heterogenen Gruppen erfolgreich ist.

Wenn also Eltern ein längeres gemeinsames Lernen ihrer Kindern wünschen, sollte ihnen das ermöglicht werden. Integrierte Gesamtschulen können den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern, indem sie den gegenseitigen Respekt, gegenseitige Hilfe und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit institutionell und pädagogisch ermöglichen.

Der GPRLL fordert die verantwortlichen Stadtpolitiker und Stadtpolitikerinnen aller Parteien auf, eine zusätzliche IGS im Innenstadtbereich einzurichten, damit der Elternwunsch in Bezug auf die Schulform in Wiesbaden im Jahr 2010 endlich erfüllt werden kann