Presseerklärung zum Schuljahresanfang

Frau Kultusministerin Beer verfehlt zum Schuljahresanfang das selbstgesteckte Ziel

und Wahlversprechen der Regierungskoalition von 105 Prozent Unterrichtsversorgung. Mit den gerade erreichten ca. 101 Prozent, sagt Beer jedoch, gehe es den Schulen ‚so gut wie noch nie‘.

„Weit gefehlt, Frau Ministerin“, so der Vorsitzende des Gesamtpersonalrates Michael Zeitz. Gerade einmal 12 Stellen mehr weist der Schulaufsichtsbereich Rheingau-Taunus-Kreis / Landeshauptstadt Wiesbaden (RTWI) auf. Ein Zuwachs, der zudem rein mathematisch über die höhere Stundenverpflichtung der im Bereich tätigen Referendare entstanden ist. 

Die Lehrerzuweisung für den RTWI von aktuell 3341 Stellen stammt aus einer Zeit, als die Schule noch um 13:00 Uhr endete, ausschließlich frontal unterrichtet wurde und Verhaltensauffälligkeiten fast unbekannt waren. Dass diese Form der Schule heute ad acta zu legen ist, ist sicher auch der neuen Ministerin klar. Nur die entsprechenden Stellen dafür vorzusehen, scheint im ‚Bildungsland Nummer eins‘ nicht möglich.

Denn entgegen der Sonntagsreden ist Hessen im Hinblick auf die Lehrer-Schüler-Relation „Bildungsland Nr.15“; bezogen auf die öffentlichen Ausgaben pro Schüler die Nummer 11. Zieht man den OECD-Durchschnitt zum Vergleich hinzu, unterrichten - bezogen auf die Schülerzahl in Hessen - gut 25 Prozent weniger Lehrkräfte.

Doch nicht nur die Quantität muss in den Blick genommen werden: Heute werden Lehrkräfte mit äußerst heterogenen Lerngruppen konfrontiert, sollen in viel zu großen Klassen individuell fördern und dies ausführlich dokumentieren, Ganztagsangebote machen und abends für Teamsitzungen und Konferenzen bereitstehen, ohne dass ihnen auch nur annähernd adäquate Arbeitsräume an den Schulen zur Verfügung gestellt werden. Nebenbei sollen sie ihren Unterricht auf „Kompetenzorientierung“ umstellen und im Zusammenhang damit jede Menge Entwicklungs- und Konzeptionsarbeit leisten: Sie müssen Schulcurricula entwickeln, schulintern evaluieren und für die Datenkrake des sogenannten Institutes für Qualitätsentwicklung („IQ“) Vergleichsarbeiten und Lernstandserhebungen schreiben und auswerten.

Kein Wunder, dass den Gesamtpersonalrat vermehrt Überlastungsanzeigen von Lehrerkollegien erreichen und die Einschätzung der Frau Ministerin im besten Fall als realitätsfern, im schlechtesten Fall als Hohn wahrgenommen wird.

„Wer gute Bildung will, muss optimale Bedingungen schaffen. Hier reichen Rechenspiele nicht aus. Reale Verbesserungen tun not“, so Michael Zeitz.  

Schulen brauchen dringend zusätzliche Mittel und Stellen, um neue pädagogische Konzepte, mehr individuelle Förderung und das Menschenrecht auf Inklusion realisieren zu können. Hier sieht der Gesamtpersonalrat die Schulen im Schulaufsichtsbezirk nicht annähernd so „gut gerüstet“ wie die Kultusministerin, sondern meilenweit von diesem Ziel entfernt.