Offener Brief an die Fraktionen im Hessischen Landtag:

Kürzung der Lehrerzuweisung an beruflichen Schulen rückgängig machen!

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, liebe Kolleginnen und Kollegen, 

das Kultusministerium hat per Erlass vom 31. August 2011 die Lehrerzuweisung für Berufsschulen gekürzt. 

Die GEW Hessen fordert stattdessen eine Stellenzuweisung an alle Schulen, mit der der Gesamtumfang der in der Stundentafel für die Schülerinnen und Schüler festgelegten Unterrichtstunden abgedeckt werden kann. 

Deswegen fordern wir Sie als Abgeordneten auf, der Beschlussempfehlung des KPA (DS 18/4692) in der aktuellen Plenarwoche nicht zu folgen und die Ministerin aufzufordern, den entsprechenden Erlass zurückzuziehen. 

Zum Hintergrund: 

Die Berechnung des Stellenbedarfs an den Schulen erfolgt auf Basis des den Schülerinnen und Schülern geschuldeten Unterrichts nach Stundentafel. Wenn in einzelnen Fächern nicht genügend Lehrkräfte für den Fachunterricht zur Verfügung stehen, darf dies nicht zu Unterrichtskürzungen in Folge von Minderzuweisung führen. Vielmehr müssen Schulen auf Basis ungekürzter Zuweisung ggfs. die Möglichkeit zu kompensatorischen Maßnahmen erhalten. 

Gleichzeitig ist die Landesregierung gefordert, sowohl durch angemessen ausgestattete Weiterqualifizierung als auch durch eine Erhöhung der Attraktivität der Ausbildung für ausreichenden Lehrkräftenachwuchs in allen Fächern zu sorgen 

Die Nichtabdeckung von Unterricht nach Stundentafel, wie z.B. des Religionsunterrichts in der Berufsschule, liegt nicht in der Verantwortung der Schulen, sondern des HKM, das entweder nicht für eine ausreichende Zuweisung oder nicht für einen entsprechenden Fachlehrkräftenachwuchs sorgt. Eine Bestrafung von Schulen durch Stellenstreichungen und von Schülerinnen und Schülern in Form von nicht erteiltem Unterricht, dessen Ausfall weder die Schulen noch die Schülerinnen und Schüler zu verantwor- 

ten haben, lehnen wir ab. Wir fordern stattdessen die Zuweisung der gesamten Stundenzahl, die sich aus den Stundentafeln, Verordnungen, Erlassen usw. ergibt. 

Nicht zuletzt warnt die hessische GEW davor, die politisch versprochene Zusage einer so genannten 105%igen Zuweisung auch noch in dieser Form unterlaufen zu wollen. 

Jochen Nagel