„Notstand“ für die „freie Schulwahl“ in Wiesbaden

Die „überwählten“ G9-Gymnasien und die grüne Bildungspolitik

Der Kreisvorstand Wiesbaden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert die Landeshauptstadt Wiesbaden als Schulträger und die zuständige Schulverwaltung, das Staatliche Schulamt, dazu auf, sofort auf die Einrichtung mindestens eines weiteren G9-Gymnasiums in Wiesbaden hinzuwirken. Zum Beginn des kommenden Schuljahres werden in Wiesbaden etwas 150 Kinder keinen Platz an einem G9-Gymnasium erhalten, obwohl genau dies der Wunsch dieser Kinder bzw. ihrer Eltern war. Das zeigen die Schulwahlergebnisse, die in der Wiesbadner Presse veröffentlicht worden sind, ganz eindeutig. 

Es war seit langem bekannt, dass die übergroße Zahl der Eltern für ihre Kinder das G9-Gymnasium anstrebt. Trotzdem ist in Wiesbaden die Lage inzwischen desolat, man tritt an einigen Gymnasien auf der Stelle, es gibt zu wenige G9-Gymnasien, auch wenn zum Schuljahresbeginn 2014 weitere Schulen den G9-Betrieb wieder aufnehmen werden. 

Die Wiesbadener GEW fordert wie die GEW-Hessen die Rückkehr aller hessischen Gymnasien zu G9. Wir sehen uns durch die Schulwahlergebnisse in Wiesbaden bestätigt. Zugleich stellen wir fest, dass das Recht auf eine Wahlfreiheit für die hessische Elternschaft im Falle der Wahl von G9-Gymnasien einmal mehr ad absurdum geführt wurde. 

Der GEW-Kreisverband Wiesbaden begrüßt es natürlich, wenn von politischer Seite die Forderung erhoben wird, in unserer Stadt möglichst schnell weitere G9-Gymnasien einzurichten. So haben sich vor kurzem die Grünen im Wiesbadener Rathaus geäußert, wie in der Presse ebenfalls zu lesen war. Vor dem Hintergrund der Landespolitik von Bündnis 90/Die Grünen hält die Wiesbadener GEW die Aussagen der Wiesbadener Grünen allerdings für zweifelhaft. Alle die Schwierigkeiten und alle die misslichen Situationen für die Wiesbadener Kinder, die nun keinen G9-Platz im kommenden Schuljahr erhalten werden, sind durch die Bildungs- und Schulpolitik der hessischen Grünen mit herbeigeführt worden. Man scheint das  bei den Grünen in Hessen allerdings vergessen zu haben oder man spekuliert darauf, dass die Öffentlichkeit die Aktionen der grünen Bildungspolitik in Hessen vergessen hat. 

Wir erinnern daran, dass Ministerpräsident Bouffier (CDU) rechtzeitig vor der Landtagwahl 2013 G9 aufgegeben hat. Um das CDU- Gesicht zu wahren, wurde die Rückkehr zu G9 für die Gymnasien aber mit einer Reihe von bürokratischen Hürden erschwert und die Phrase von der Wahlfreiheit zwischen den gymnasialen Bildungsgängen G8 und G9 erfunden. Es waren die Grünen im Hessischen Landtag, die der entsprechenden scheinheiligen Politik zugestimmt haben. Damals war man noch Oppositionspartei, probte aber schon einmal das gemeinsame Regieren mit der hessischen CDU. Nun ist man Regierungspartei und die Scheinheiligkeit währt fort. Die Phrase von der Wahlfreiheit nimmt kein Ende. Nach der jüngsten Änderung des hessischen Schulgesetzes, verabschiedet vom Regierungsbündnis CDU/Grüne,  können Gymnasien  jetzt auch „frei wählen“, ob sie mit schon bestehenden fünften, sechsten oder gar siebten Schuljahren zu G9 zurückkehren, selbst wenn ein G8-Gymnasium noch gar nicht komplett auf G9 umgestellt worden ist. Eine tolle Freiheit, es reicht eine Gegenstimme eines Elternhauses in einer Schulklasse, um für einen ganzen Jahrgang die Freiheit der Rückkehr zu G9 zu verhindern. Und das angesichts der Tatsache, dass die meisten Eltern, Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer in Hessen nichts dringender wünschen als die Rückkehr zu G9. Viel grüner Schein und bittere Realitäten, meint die Wiesbadener GEW.