Nicht mit uns!

Spontane Schüleraktion gegen "Schließung" der Carl-von-Ossietzky

Spontan und engagiert stellten sich SchülerInnen und LehrerInnen der tendenziösen und plakativen Falschmeldung des Wiesbadener Kuriers zur angeblich für das Jahr 2015 feststehenden Schließung des Wiesbadener Oberstufengymnasiums Carl-von-Ossietzky (CvO) entgegen. Tendenziös, plakativ und falsch, da es keinen Beschluss des zuständiges Stadtparlaments gibt, die Schule zu schließen.

Begehrlichkeiten hingegen gibt es schon. Nachdem sich 2007 die Direktorin der Niemöllerschule (NMS) mit ihren Überlegungen, die NMS in ein normales Gymnasium umzuwandeln, gegenüber der Stadt nicht durchsetzen konnte, steht sie eigentlich einer Schule vor, deren Konzept und Ansatz vom Grunde her nicht geteilt wird. Oberstufengymnasien sind entstanden, um ein Abitur auch Schülerinnen und Schülern von Gesamtschulen (ohne Oberstufe) und mit Realschulabschluss deutlich besser als in üblichen Gymnasien zu ermöglichen. 

Hier kommen wir zur zweiten Begehrlichkeit: die CDU, eingebunden in die Wiesbadener Große Koalition, stemmt sich gegen diese Möglichkeit; stärkt, wo nur möglich, den klassischen Bildungsweg und behindert das von Schülern und Eltern massiv nachgefragte Angebot an integrierten Gesamtschulen. Würden, was von Schülern und Eltern gewollt ist, weitere IGS gegründet, so bedürfte es noch mehr Plätzen in Oberstufengymnasien. Also wird (gegen den ansonsten so gern beschworenen) Elternwillen das Angebot an Gesamtschulen knapp gehalten und auch die dazugehörige Oberstufe verknappt.

Hilfreich hier, dass schon so lange nicht mehr in die CvO investiert wurde, während die NMS wegen der Brandstiftung neu gebaut werden musste. So wird aus 1 und 1 doch 4. Man sorgt dafür, dass keine Nachfrage entsteht, verbannt die Rheingau-Taunus-Schüler, investiert nicht, und schon ist er da: der Sachzwang. 

Nur war die Logik des Rechenschiebers noch nie wirklich eine, wendet mensch diese auf Menschen an. Die Ossietzky-Schule ist ihrem Namensgeber nicht nur auf dem Papier verbunden, sondern lebt das mit dem Namen verbundene Konzept von Toleranz und Offenheit, Kritikfähigkeit und Mut. Nicht nur Carl von Ossietzky wusste (aus der eigenen Erfahrung des Scheiterns an der Schule), das nicht alle alles können. Auch die Lehrerinnen und Lehrer der CvO wissen es. Deswegen ermöglicht die CvO den SchülerInnen, so weit dies im Rahmen der verbindlichen Vorgaben möglich ist, zu wählen und ihre eigenen Schwerpunkte ausbauen. So z.B., sich von einer für sie vielleicht schwierigen dritten Naturwissenschaft bereits in der Jahrgangsstufe 11 zu trennen oder aber sich gerade in diesem Bereich besonders fördern lassen. Ein einmaliges Angebot in Wiesbaden. 

Die SchülerInnen der CvO wissen das zu schätzen und waren deswegen die ersten die sagten: "So nicht!" 

Gefreut haben sich die Kundgebungsteilnehmer über das Kommen des SPD-Fraktionsvorsitzenden im Wiesbadener Stadtparlament, Sven Gerich, der auch bei der Kundgebung seine solidarische Unterstuzung bekundete und erklärte, dass die SPD zum Erhalt von zwei Oberstufengymnasien in Wiesbaden steht. Dass die GEW sofort praktische Unterstützung leistete (die Megaphone besorgte) und im Internet informierte, zeigt, wie sehr sie am Ball ist. Positiv war auch, dass sich der WK-Redakteur Patrick Körber, der Verursacher der Falschmeldung, zeigte und sich den doch sehr kritischen Fragen und Diskussionsbeiträgen stellte (auf der Facebook-Seite des WK kann man die engagierten Beiträge nachlesen). Und als am Ende noch Frau Schuldezernentin Rose-Lore Scholz nichts ahnend und mit Einkaufstasche in der Hand die Kundgebung bereicherte, wurde die Fußgängerzone zur Debatiermeile. Nicht nur bei den KundgebungsteilnehmerInnen: in weniger als 1,5 Stunden kamen schon über 400 Unterschriften für den Erhalt der Ossietzky-Schule zusammen. 

Eine gelungene Intervention, allemal. Wir vermuten, dass dieser noch viele weitere folgen müssen.