Neue Schulform zum ... ?

Eine neue Schulform muss her, und das möglichst schnell.

Immer, wenn es bildungspolitisch in Hessen nicht weitergeht/ein Bildungsgipfel tagt/das Schulsystem mal wieder keinerlei Antworten auf die wirklich drängenden Notstände geben kann, ist es wieder soweit:
Eine neue Schulform muss her, und das möglichst schnell.

Diesmal kam der Vorschlag im Zusammenhang mit dem voraussichtlich letzten Termin des Bildungsgipfels von der LandesschülerInnenvertretung; die neue Schulform hat den Arbeitstitel „Sekundarstufenschule“. Ein „Zwei-Säulen-Modell“ soll einerseits das Gymnasium in seiner jetzigen Form erhalten, andererseits soll die Gesamtschule neben der kooperativen und integrierten Form noch besagte „Sekundarschule“ mit aufnehmen. 

Wir erinnern uns: Kaum war die „Mittelstufenschule“ 2011 geboren, verschwand sie auch schon sang- und klanglos im Bildungsorkus - sie hatte den Anspruch, die Bildungsgänge der Haupt- und Realschule zusammenzuführen, in der fünften- und sechsten Klasse integriert zu unterrichten, mit Berufsschulen und Betrieben zu kooperieren. Genau dies soll die „Sekundarstufenschule“ auch tun, einziger Unterschied: Die reine Hauptschule soll abgeschafft werden, deren Abschluss allerdings erhalten bleiben soll, so wie alle anderen Abschlüsse selbstverständlich auch. 

Dies ist hessische Bildungslogik in Reinformat; wo kämen wir auch hin, wenn „eine Nivellierung der Abschlüsse“ drohte (Kultusminister Lorz)? Noch besser: Der momentane Erfüllungsgehilfe der CDU-Bildungspolitik, Matthias Wagner von der hessischen Grünen, sieht darin einen „tragfähigen Kompromiss“, der dazu beitragen könne, die Fronten „zwischen dem gegliederten und dem integrierten Schulsystem aufzuweichen“.

Da tröstet es doch immerhin, dass wenigstens die SPD/die Linken dies pflichtgemäß kritisieren, in einer weiteren Schulform keine Lösung sehen und darauf hinweisen, dass das extrem zersplitterte hessische Schulsystem dadurch noch komplizierter würde; auch wichtig in diesem Zusammenhang die Feststellung der SPD, dass keine neuen Oberstufengymnasien mehr gegründet werden dürfen, eine Möglichkeit, auch auf dem nicht-gymnasialen Weg zum Abitur zu kommen.............

Bleibt angesichts dieser Situation irgendeine andere  Reaktionsmöglichkeit außer Sarkasmus? Wissen wir nicht alle, dass die frühe Aufteilung in „Haupt-Real-Gymnasial-Schülerlnnen“ in jeglicher Hinsicht nicht mehr zeitgemäß, kinderfeindlich und bildungspolitisch blödsinnig ist? Müssten dies nicht auch die Grünen wissen, die immerhin früher bildungspolitisch fortschrittlichere Vorstellungen hatten?

Umso wichtiger, dass wenigstens die GEW auch auf die Absurdität dieser neue „Variante“ hinweist und immer wieder klarstellt, dass ein gerechtes Schulsystem mit Chancen für alle Schülerinnen und Schüler ein grundlegend anderes Schulsystem in Hessen bedingt.

... und noch ein paar Links, wer noch nicht genug hat ...

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