Krisenerscheinungen in den Obermayr-Schulen

Seit einigen Jahren schon zirkulieren Gerüchte über rasches Ausscheiden von Lehrkräften

Seit einigen Jahren schon zirkulieren Gerüchte über rasches Ausscheiden von Lehrkräften im Unternehmen Obermayr und auch über arrogantes Chefgehabe. Doch im Februar 2009 geschah das für den Schulleiter (Schulunternehmer) Unfassbare.

Trotz massiver Einschüchterung berichteten mehrere entlassene Lehrkräfte gegenüber der Tagespresse über die schlechten Arbeitsbedingungen in den Obermayr-Einrichtungen. In den Tageszeitungen „Frankfurter Rundschau“ und „Main-Spitze“ wurden Vorwürfe über Mobbing seitens der Schulleitung erhoben, die fehlende Dialogkultur wurde beklagt und es wurden verweigerte Pausenregelungen für Lehrer angesprochen. Ehemalige Obermayr-Lehrer aus Wiesbaden und Eltern aus Rüsselsheim bestätigten diese Berichte in den Online-Kommentaren zu den erwähnten Artikeln und berichteten über ständige Personalfluktuation, fehlende Einarbeitung neuer Lehrkräfte, autokratischen Führungsstil etc.

Die Presseerklärung der GEW Groß-Gerau/Rüsselsheim prangerte die unzumutbaren Arbeitsbedingungen in den Obermayr-Schulen an und verwies auf den Zusammenhang von Lehrerwechsel und Lernklima. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der politisch Verantwortlichen wurde auf die Stärkung des Integrationspotenzials schulischer Einrichtungen gelenkt. 

Die Gründung mehrerer neuer Privatschulen durch Obermayr (Rüsselsheim, Schwalbach, Taunusstein) ist betriebswirtschaftlich nachvollziehbar, weil die Obermayr-Schulen im Wiesbadener Raum durch das überraschende Ausscheiden der stellvertretenden Schulleiterin (Frau Schätzke) Qualitätsmaßstäbe nicht mehr einhalten konnten und trotz massiver PR einen Imageverlust erlitten. Der Anteil leistungsschwacher Schüler nahm zwischen 2006 und 2008 deutlich zu, wie Obermayr am 1. Dezember 2008 während eines zentralen Lehrkräfte-Meetings überraschend einräumte. Zugleich erhöhte sich ab Sommer 2008 der Druck der Elternschaft auf die Lehrkräfte erheblich, was sich u.a. an Kampfabstimmungen über Verbleib oder Entlassung von Lehrern und Elternabenden mit hitzigen Wortgefechten, „Fraktionssitzungen“ etc. zeigte. 

Kaufmännische Leitung und Richtlinienkompetenz in pädagogischen Fragen liegen in den Händen eines einzelnen Direktors; im Konfliktfall wird aus einem Liquiditätsproblem der Geschäftsleitung einfach skrupellos ein Grundsatzstreit über Fragen der Pädagogik oder Didaktik konstruiert und Lehrkräften werden – hinsichtlich der stets exakt programmierten Entlassungspläne der Schulleitung - dreist Inkompetenz und Versäumnisse unterstellt.

Im Obermayrschen Familienunternehmen gibt es bisher keine mittlere Führungsebene, alle Eltern-Lehrer-Konflikte werden von Obermayr persönlich bearbeitet. Es entsteht – nicht zuletzt durch fehlende Teamarbeit und mangelnde Transparenz der Kommunikationswege –, ein durch Misstrauen geprägtes, ganz und gar unpädagogisches Arbeitsklima. Gering sind die Ermessungsspielräume der Lehrkräfte, groß ist das Kontrollbedürfnis der Schulleitung, dem unterentwickelten Meinungsaustausch zwischen Eltern und Lehrern entspricht die Verkümmerung des Dialogs zwischen eingeschüchterten Lehrern und monologisierender Schulleitung. Der Obermayrsche Persönlichkeitstyp verschärft die strukturellen Probleme des Unternehmens. (Zum Verständnis des Obermayrschen Managertyp sei auf die deutsche Ausgabe der Studie der Mediziner P. Babiak und Robert D. Hare „snakes in suits“, Hanser-Verlag 2007 verwiesen).

Die Firmenexpansion wird das überholte Management- und Führungskonzept des Herrn Obermayr auf eine harte Probe stellen und eröffnet der GEW neue Betätigungsfelder. Im Zuge der Aktion der Kolleginnen und Kollegen im Februar 2009 wurde deutlich, dass Widerstand gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen möglich ist.

P.S.: Bei einem Arbeitsgerichtsverfahren in Wiesbaden am 3. April wird im Rahmen eines Rechtsstreits über Abfindungszahlungen speziell auch die frauenfeindliche Seite des Obermayr-Managements zur Sprache kommen.