Jugendoffiziere raus aus den Schulen!

Gegen die fortschreitende Militarisierung in Bildungseinrichtungen und Gesellschaft!

Eine demokratische politische Bildung und Friedenserziehung gehört in die Hände ausgebildeter Pädagoginnen und Pädagogen - Jugendoffiziere raus aus den Schulen - Keine Kooperationsvereinbarung mit der Bundeswehr in Hessen!

Die Einflussnahme der Bundeswehr auf Schulen nimmt zu - Der fortschreitenden Militarisierung der Gesellschaft an den Schulen entgegentreten!

Am 2. April 2007 erhielt Karin Wolff, damals noch Kultusrninisterin von Hessen, die "Ehrenmedaille der Jugendoffiziere". Gelobt wurde sie u.a. für die Einbindung der Bundeswehr in die "Aus- und Weitebildung der hessischen Lehrkräfte" und für die Realisation des Internetauftritts der Jugendoffiziere auf dem hessischen Bildungsserver. Schon 2003 hatte sie sich in einer Dienstversammlung der Leiter der Schulämter für den verstärkten Einsatz von Jugendoffizieren als Referenten an Schulen eingesetzt.

Andere Bundesländer standen dem in nichts nach und legten sogar noch eins drauf. 2008 besiegelte die nordrhein-westfälische Schulministerin Sommer (CDU) die erste Kooperationsvereinbarung zwischen einem Kultusministerium und der Bundeswehr. Darin wird ua. festgehaIten:

  • eine Intensivierung der Zusammenarbeit im Rahmen der politischen Bildung
  • die Möglichkeit der Einbindung von Jugendoffizieren in die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften
  • die Veröffentlichung von Bildungsangeboten der Bundeswehr im Amtsblatt und in den Onlinemedien des Kultusministeriums
  • regelmäßige Gespräche zwischen Jugendoffizieren und den Leitern der Schulabteilungen der Bezirksregierungen.

Baden-Württemberg und das Saarland zogen mit eigenen Kooperationsvereinbarungen nach, und nun steht wohl auch Hessen kurz vor dem Abschluss einer solch weitreichenden Vereinbarung.

Die Bundeswehr erhält somit praktisch einen exklusiven Zugang zur Lehreraus- und -fortbildung sowie zur politisch-gesellschaftlichen Bildung größter Schülerschichten, ohne dass dem eine zivilgesellschaftliche Alternative entgegengestellt würde.

Schon jetzt werden ganze Unterrichtseinheiten von der Bundeswehr gestaltet (z.B. vermittels des "Strategiespiels POL&IS", in dem weltweite militärische Interventionen als politische Maßnahme nicht nur möglich, sondern als nahezu zwingend notwendig erscheinen). Einer der größten Stände auf der Bildungsmesse didacta im Februar 2010 wurde von der Bundeswehr gestellt.

Schon jetzt werden Klassenausflüge in lokale Kasernen organisiert, in denen das Soldatenleben als Mischung zwischen faszinierendem High-Tech-Arbeitsplatz und sportivem Abenteuercamp präsentiert wird. Sogar Schießübungen für die Schüler fanden in diesem Rahmen schon statt.

Schon jetzt wird die Anzeigenwerbung in Jugendmedien intensiviert und auch redaktionelle Berichterstattung über Bundeswehrthemen in Schülerzeitungen lanciert. Hinzu kommen die von der Bundeswehr finanzierten kostenlosen Unterrichtsmaterialien der Reihe "Frieden & Sicherheit" aus der Universum Verlags GmbH (an dem die FDP einen 50% Anteil hat), deren Intention nur als äußerst tendenziös bezeichnet werden kann (es finden sich hier z.B. unter der Überschrift "BEDROHUNG" Bilder von vollbesetzten Flüchtlingsbooten vor der spanischen Küste).

Vor dem Hintergrund einer schwindenden Akzeptanz für Auslandseinsätze versucht die Bundeswehr dem Mangel an qualifizierten Nachwuchskräften mit einer breit angelegten Offensive entgegenzutreten und die öffentliche Meinung entsprechend zu beeinflussen. Altemativen zu militärischem Einsätzen zu entwickeln, ist dabei nicht das Ziel und verschwiegen wird auch, dass es sich bei dem "Beruf" eines Soldaten keineswegs lediglich um einen "sicheren" Arbeitsplatz mit guter Bezahlung handelt, sondern es dabei immer um Leben und Tod geht - für die Soldaten beider Seiten wie auch für zivile Opfer.

Die GEW spricht sich deutlich gegen den zunehmenden Einfluss der Bundeswehr an Schulen aus (siehe den Beschluss des GEW Hauptvorstands vom 6.3.2010). Wir fordern die Kolleginnen und Kollegen auf, diese Entwicklung an den Schulen im Kollegium und in den Klassen sowie mit den Eltern zu diskutieren und der Einflussnahme von Jugendoffizieren an ihren Schulen, sei es durch Infoveranstaltungen an Ausbildungstagen, Angebote, das Planspiel "POL&IS" durchzuführen oder gar Ausflüge in Kasernen zu organisieren, vehement entgegenzutreten.

Die po1itische Bildung - auch in Fragen der Sicherheitspo1itik - gehört in die Hand der dafür ausgebildeten pädagogischen Fachleute und nicht in die von JugendoffIzieren.

Weitere Informationen sind im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen zu finden:

www.imi-online.de

www.kehrt-marsch.de

www.dfg-vk.de

www.gew.de

www.uni-kasseLde/fb5/frieden/themen

Informationsmaterial kann auch bei der GEW Hessen angefordert werden.

Beschluss des GEW-Hauptvorstands