Gesund in der Schule

Durch gesunde Arbeitsplätze

Veranstaltung am 16.09.2009 des GEW-Kreisverbandes Wiesbaden

Jürgen Jäger vom KV Wiesbaden, der sich bereits jahrelang mit der Problematik Gesundheits- und Arbeitsschutz befasst, begrüßt ca. 25 Interessierte und stellt die hochrangigen Referenten vor:

Prof. Dr. phil.H.-G. Schönwälder von der Universität Bremen berichtet von seinen Forschungsprojekten rund um das Thema „Lärm“; Prof. Dr. E. Schöndorf von der Fachhochschule Frankfurt/Main erläutert seine Erkenntnisse rund um das Thema „Schadstoffe“.

Anschaulich zeigte Schönwälder auf, wo im Arbeitsplatz Schule Schallquellen entstehen und vorhanden sind, wie im Laufe einer Unterrichtsstunde der Lärmpegel ansteigt und welchen Schallbelastungen LehrerInnen und SchülerInnen auch in der Pausensituation ausgesetzt sind.

Durch Schall- und Herzfrequenzmessungen wurde in Studien deutlich gemacht, wie schädlich Lärm ist - besonders SportlehrerInnen haben nachweislich Dauerschädigungen. Nach Sanierungen und Maßnahmen zur Lärmminderung (Einbau von schallschluckenden Materialien) sank die Herzfrequenz bei allen Personen.

Leider zeigte Schönwälder auch auf, dass sich niemand für Gesundheits- und Arbeitsschutz zuständig fühlt: das HKM als Arbeitgeber der LehrerInnen schiebt Sanierungsmaßnahmen auf die Schulträger, die Schulträger schieben den Gesundheitsschutz der LehrerInnen (als Arbeitnehmer) auf das HKM. Bei Beamten und Beamtinnen werden gängige Arbeitsschutzbestimmungen oft missachtet. 

Schöndorf berichtete über seine Arbeit als Staatsanwalt im „Holzschutzmittel-Prozess“ und zeigte eindringlich auf, wie die Justiz sich mit den Mächtigsten solidarisiert. Die Notwendigkeiten von Schulsanierungen bezüglich vorhandener Schadstoffe (PCB/ PCP/ Dioxine/ ….)  seien bekannt, aber keiner will dieses finanzieren. Leider gäbe es immer noch keine Untersuchungen, die ganze Klassen oder Kollegien auf Gesundheitsbelastungen durch Schadstoffe untersucht haben. Schöndorf erläutert, dass bei derartigen Untersuchungen Leitsymptome wie Müdigkeit, Mattigkeit, Konzentrationsmängel etc. heraus gearbeitet würden. Ebenfalls bemängelt er die geltenden Grenzwerte für Gifte, CO2, Lärm etc., diese seien politische Werte, die von den Politikern als „Handwerkzeug der großen Verharmloser“ herangezogen werden und je nach politischer Einschätzung rauf- oder runtergesetzt werden.  Auch hierbei spielt die Justiz mit und hält sich an die vorgegebenen Grenzwerte. Ein weiteres Indiz für Gesundheitsbelastungen am Arbeitsplatz Schule sieht Schöndorf darin, dass nur 40% aller Lehrkräfte bis zum regulären Pensionsalter im Dienst bleiben.

Da besonders Kinder für alle Arten von Giften anfällig sind, wurde am Schluss die Frage diskutiert, was die GEW unternehmen kann, um diesen Zustand zu ändern. Schöndorf schlägt vor, dass an einer Schule alle Untersuchungen durchgeführt werden, um die Schädigungen bei den SchülerInnen und LehrerInnen aufzuzeigen. Diese Daten sind bei juristischen Auseinandersetzungen das wichtigste Argument. 

Wenn Lehrkräfte den Verdacht haben, dass Sie besonderen schädigenden Einflüssen ausgesetzt sind, sollten sie sich von ihrer Schulleitung eine „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ unterschreiben lassen. Weigert sich die Schulleitung, wäre dieses ein Grund über den Personalrat den Arbeitsschutzausschuss beim  Schulamt einzuschalten.

Bei Sanierungen sollte sich an der jeweiligen Schule ein Gesundheitsausschuss (ganz wichtig ist hierbei die Eltern zu beteiligen) bilden, der sich die Zusammensetzung aller verwendeten Materialien vorlegen lässt und diese auf Schadstoffe überprüft.

Für weitere Fragen steht im KV Wiesbaden Jürgen Jäger zur Verfügung.