Gedenkstunde Reichspogromnacht

Einladung zum Montag, 9. November | 19 Uhr, Gedenkstätte Coulinstraße

Die hessische Landeshauptstadt und die Jüdische Gemeinde Wiesbaden laden alle Bürgerinnen und Bürger ein, sich am Montag, 9. November, um 19 Uhr an der Gedenkstätte Coulinstraße, dem Standort der ehemaligen Synagoge, zu versammeln, um an die Reichspogromnacht und an die Zerstörung der Synagoge, die vor 77 Jahren durch die Nationalsozialisten in Brand gesetzt wurden, zu erinnern.

Die Ansprache für die Stadt Wiesbaden hält der Oberbürgermeister Sven Gerich. Umrahmt wird das Programm durch Schülerinnen und Schüler der Carl-von-Ossietzky-Schule Wiesbaden sowie Jugendliche des Jugendzentrums „Oz“ der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden mit dem Beitrag „Verlesen von Maßnahmen der Nationalsozialisten, die zur systematischen Entrechtung, Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung geführt haben“ und der Entzündung von Gedenkkerzen für die Opfer der Shoah. Zudem wird der Wiesbadener Rabbiner Avraham Nussbaum einen Vortrag zum Psalm 23 halten und das Gebet „El Mare Rachamim“ sprechen. Das im Judentum wichtige Gebet „Die Kaddisch“ spricht Dr. Jacob Gutmark von der Jüdischen Gemeinde. Zum Abschluss sind die Besucher und Besucherinnen eingeladen, Gedenkkerzen zu entzünden, die vor Ort bereitliegen.

Um an die Reichspogromnacht und an die Zerstörung der Synagoge am Michelsberg durch die Nationalsozialisten zu erinnern, laden die Landeshauptstadt Wiesbaden und die Jüdische Gemeinde jedes Jahr alle Bürgerinnen und Bürger zu einer Gedenkstunde an der ehemaligen Synagoge am Michelsberg ein. Den Opfern der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wird in Ansprachen und Reden, durch Lesungen, das gemeinsame Gebet und Kranzniederlegungen am Mahnmal gedacht.

Auch Wiesbaden wurde von den schrecklichen Ereignissen der Reichspogromnacht nicht verschont. Zwischen dem 7. und 10. November 1938 haben in ganz Deutschland Synagogen gebrannt. Auch jene in der Wiesbadener Innenstadt und in den Vororten wurden von NS-Verbrechen heimgesucht, geplündert und zerstört. Gleiches ist etlichen jüdischen Einrichtungen, Häusern und Geschäften widerfahren. Reichsweit sind über 30.000 jüdische Männer verhaftet und zumeist wochen- und monatelang in den Konzentrationslagern Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald inhaftiert worden. 

Bereits Ende Oktober 1938 waren nachweislich etwa 80 Wiesbadener Juden nach Polen abgeschoben worden. Weitere Verfolgungen, Deportationen, Folter und Ermordung folgten in den Monaten und Jahren danach. Im Jahr 1933 waren in Wiesbaden 3.000 Menschen jüdischen Glaubens beziehungsweise jüdische Herkunft registriert. Kurz nach dem Einmarsch der Amerikaner lebten hier nur noch etwa 20 Menschen jüdischer Herkunft.