G 9 Demonstration am 23. Mai 2013 in Wiesbaden

In Hessen lehnen fast 90 % der Eltern diese Verkürzung der Gymnasialzeit ab

Demonstriert haben etwa 80 Eltern, der Sprecher der hessenweiten G9-Wahl-Initiative, Andreas Bartels, Vertreter der G9-Initiativen aus Wiesbaden und Bad Schwalbach, die Landesschülersprecherin Melissa Jeckel, Landeselternsprecherin Kerstin Geis, Landtagsabgeordnete Heike Habermann (SPD), Sven Gerich, künftiger Oberbürgermeister Wiesbadens und Philipp Jacks vom DGB Wiesbaden. Wir dokumentieren die Rede des Gesamtpersonalratsvorsitzenden des Staatlichen Schulamtes und Kreisvorstandsmitglied der GEW Wiesbaden, Michael Zeitz.

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

G8 ist grandios gescheitert!

In Hessen lehnen fast 90 % der Eltern diese Verkürzung der  Gymnasialzeit ab. 

Schülerinnen und Schüler protestieren heute mit uns für G9 

Und als Gesamtpersonalrat für den Schulamtsbezirk und Vertreter der GEW Wiesbaden darf ich Ihnen versichern, auch die Lehrerinnen und Lehrer fordern mit großer Mehrheit die sofortige Umstellung auf G9.

Wer ist eigentlich auf die irrsinnige Idee gekommen, den Unterrichtsstoff von 9 Schuljahren in 8 zu zwängen?  Pädagogen können da nicht am Werk gewesen sein, dann schon eher zynische neoliberale Ökonomen, die lean production, downsizing und Outputorientierung  auf unsere Kinder anwenden wollten.

Mit G8 muten wir unseren Kindern längere Arbeitszeiten zu als Erwachsenen.

G8 steigert den Stoff- und Leistungsdruck ausgerechnet in der sensiblen Phase der Pubertät.

G8 erhöht die ohnehin schon skandalöse Bildungsungerechtigkeit, da viele Schüler nur mit massiver Unterstützung von Eltern und mit Nachhilfe die schulischen Anforderungen bewältigen können.

G8 lässt zu wenig Zeit für Vereine und Hobbies.

All das wollen wir unseren Kindern nicht länger zumuten – und es ist nicht einmal ökonomisch sinnvoll. Denn es sind gerade die Besonderheiten unseres Bildungswesens und unserer Gesellschaft, auf denen der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands beruht.

Wir wollen keine angepassten Lernroboter heranziehen. Wir wollen, dass  unsere Kinder  ihre Stärken und ihre Kreativität entfalten können, dass sie zu selbständigen, aufgeklärt-kritischen  Bürgern heranwachsen.  Das braucht seine Zeit, dafür brauchen wir G9.

G8 ist grandios gescheitert - 

Und was machen die verantwortlichen Politiker? Aus wahltaktischen Gründen hat Ministerpräsident Bouffier  dem Druck der Eltern nachgegeben und eine sogenannte Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 ab dem kommenden Schuljahr versprochen. Kultusministerin Beer behauptet aber immer noch, G8 sei ein guter Weg, man müsse nur ein wenig nachbessern. Entsprechend wurden einige Hürden für die Beantragung von G9 aufgestellt. Trotzdem, trotz Zeitdruck und erheblichem Arbeitsaufwand haben sich  49 von 107 hessischen Gymnasien für die Umstellung auf G9 zum nächsten Schuljahr entschieden.

In Wiesbaden gibt es aber offenbar besonders viele Bremser und Bedenkenträger in verantwortlichen Positionen im staatlichen und im städtischen Schulamt. Keines der 7 Gymnasien der Stadt bietet im nächsten Schuljahr G9 an! Und im Rheingau-Taunus-Kreis hat lediglich das Gymnasium Eltville einen G9-Antrag gestellt. Wie kann man den Elternwillen so übergehen, wo bleibt da die angekündigte Wahlfreiheit? 

Wir fordern von den verantwortlichen Politikern, von Schuldezernenten und Schulleitern, endlich dem erklärten Willen der Mehrheit zu folgen. Wir fordern die sofortige Umstellung auf G9 und zwar auch für die jetzigen Jahrgänge 5 und 6.