Die Osterhasen-Schule, oder:

Wie das IQ auf den Hasen gekommen ist

Noch keine 100 Tage ist Frau Henzler im Amt und schon ein Volltreffer: Sie wünscht sich die „Osterhasen–Schule“: „Der Lehrer versteckt die Ostereier und die Schüler suchen sie selbständig“; O-Ton im Interview des Hessenjournals am 25.3.09 mit Frau Henzler, nachzuhören im Internet.

Was soll uns das sagen? 

• Es ist kurz vor Ostern, die Ministerin möchte uns an dieses Fest erinnern. 

• Der hessische Lehrer (was tut die Lehrerin?) soll sich und seinen Schülern (Schülerinnen?) mal was gönnen. 

• Die durch 10 Jahre CDU/FDP gestählte hessische Lehrkraft denkt weiter und entdeckt das Wort „selbständig“. Da war doch was???? Ach ja, die Veröffentlichung der Ergebnisse der Schulinspektionen…. 

• Frau Henzler möchte uns bildhaft vor Augen führen, wie eigen- und selbstverantwortlicher Unterricht aussehen könnte. 

 

 

Letzteres erweist sich als richtig, denn in dem Interview des Hessischen Rundfunks erläutert die Ministerin mit diesem Beispiel, welche Folgen aus den Ergebnissen der Schulinspektionen gezogen werden sollen. 

Wir erinnern uns: Die Einführung der Schulinspektionen war seinerzeit bildungspolitisch umstritten. Viel Geld wurde und wird dafür ausgegeben, alle Schulen einem „Schul-TÜV“ zu unterziehen, der Stärken und Schwächen aufdecken soll, aber bei einer möglichen konkreten Verbesserung vor Ort leider nicht mehr zuständig ist. 

Interne Kritik gab es auch zu der Methodik der Inspektionen - aber jetzt haben rührige Journalisten nachgeforscht und es liegen erste Ergebnisse vor. Diese sind nicht schmeichelhaft für die Bildungsanstrengungen der Landesregierung: Eine große Zahl von Schulen unterrichten angeblich mit veralteten Methoden, nur 18 % arbeiten „effektiv“; die individuelle Förderung komme zu kurz; Lehrkräfte sollten sich mehr als „Lernberater“ und „Moderatoren“ verstehen, nicht so oft frontal unterrichten, differenzierende Unterrichtsmethoden einsetzen.

Ziele, mit denen sich jeder vernünftige Mensch einverstanden erklären kann, und nach denen - nebenbei gesagt - schon oft an hessischen Schulen gearbeitet wird. Nur: Wie erreichen wir diese Ziele in allen Schulen? Unterstützt uns das Kultusministerium dabei?

Und hier liegt der Hase im Pfeffer, um bei der Osterhasen-Metapher zu bleiben. Damit das Ganze kostenneutral bleibt, hat das Kultusministerium auch gleich mit herausgefunden, dass die Klassengröße nichts mit dem Erfolg der so gelobten neuen Unterrichtsformen zu tun hat. Wir können also weiterhin in zu kleinen, baulich schlechten und materialmäßig rückständig ausgestatteten Räumen 30 Kinder und mehr fördern, wenn’s nicht klappt, sind die Lehrerinnen und Lehrer selber schuld. 

Auch die von CDU und FDP ungeliebte Schulstrukturdebatte wird gleich noch mal in diesem Zusammenhang abgestraft, die bringt uns laut Frau Henzler auch nicht weiter, auch das habe praktischerweise das IQ mit herausgefunden.

Na, dann ist die Welt ja wieder in Ordnung, das Kultusministerium sowie der Finanzminister sitzen im warmen Nest und die Privatschulen dürfen sich weiterhin über regen Zulauf freuen - die wissen nämlich, dass ausreichende, an den Stärken und Schwächen orientierte Förderung nur in kleinen Klassen möglich ist. 

Frohe Ostern!