Die Fassade steht

Über sie Sanierung wiesbadener Schulen

Fröhlich blickt die Schuldezernentin Rose-Lore Scholz aus dem Lehrerzimmerfenster des Neubaus der Geschwister-Scholl-Schule (Foto im WK, 13.01.11). Als dort arbeitende Lehrerin bin ich natürlich genauso fröhlich über dieses neue Lehrerzimmer, weil man sich nun wieder bewegen kann. Denn das letzte halbe Jahr haben Schulleitung und Kolleginnen auf engstem Raum gemeinsam im alten Lehrerzimmer verbracht. (Und weil das beengte Zusammenleben so gut funktionierte, wurde wohl auch gleich beschlossen, die neuen Räume noch kleiner als vorgesehen zu bauen…) Aber nun wird ja alles besser – oder doch nicht? Im schöngefärbten Artikel von Patrick Körber bleib leider so einiges unerwähnt, was Kindern, Eltern und Personal täglich zu schaffen macht:

Schimmelbefall im Flur eines Pavillons und besonders in einem Büro des Altbaus, undichte Dächer mit großen, braunen Wasserflecken an den Klassenzimmerdecken, (es tropft auf die Arbeitsplätze der Kinder – soviel zum konzentrierten Arbeiten) und nicht zuletzt die Tatsache, dass aus Kostengründen nicht das Umzugsunternehmen das Kisten Ein- und Auspacken der allgemeinen Räumlichkeiten übernahm, sondern die Kolleginnen und Kollegen zusätzlich noch selbst ran sollten. Die nicht unerhebliche Ersparnis durchs „Do-it-yourself-Kistenpacken“ kann ja jetzt der Allgemeinheit zugute kommen und in die Wasserrechnung der Schule investiert werden, da eine neue Lehrertoilette schon nach zwei Tagen der Benutzung defekt ist und das Wasser ununterbrochen fröhlich durchläuft. Und warum stellt das keiner ab? Na, weil die völlig undurchdachte Installation der Toilettenspülung durch den eingemauerten Spülkasten sehr schwer zugänglich ist. Oder doch eher, weil der Hausmeister fehlt und es dank des Sparbeschlusses der Stadtverordnetenversammlung keine „Springer“-Hausmeister mehr gibt? Naja, wenn Lehrerinnen jetzt schon die Arbeit von Umzugsunternehmen bewerkstelligen, sollten sie vielleicht auch noch die Sanitärinstallationen reparieren? Doch genug der Gehässigkeit: Immerhin stellte die Schuldezernentin bei ihrem Besuch fest, dass die Pavillons sanierungsbedürftig seien und es „langfristig“ auch zu einem Neubau käme. (Nachdem wir vom Debakel der Comeniusschule gehört haben, die dringend sanierungsbedürftig ist und dort erst 2013 mit den Bauarbeiten begonnen werden soll, können wir uns ausrechnen, wann unsere Schimmelflure weichen müssen…) Schön, dass sich bis dahin aber alle über die Fassadenerneuerung freuen können, die im Stil des Neubaus gehalten sein soll. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt… Könnte man da nicht meinen, das Sanierungsprojekt „Geschwister-Scholl-Schule“ sei abgeschlossen? Hier wird sinnbildlich für die gesamte Wiesbadener Schulsanierungspolitik gebaut: Die Fassade steht.