DGB Wiesbaden:

Beschäftigte haben immer noch hohes Entlassungsrisiko

8.289 Beschäftigte in der Stadt Wiesbaden haben nach Berechnungen des DGB im vergangenen Jahr ihren regulären Job verloren und sind arbeitslos geworden. Sie mussten sich unmittelbar nach einer sozialversicherten Beschäftigung arbeitslos melden. "Beschäftigte" das sind auch Eltern unserer Schülerinnen und Schüler. Die Beschäftigungssituation wirkt sich auf die Familie und auf die Leistungen der betroffenen Kinder in der Schule aus.

„Trotz guter Konjunktur und steigender Klagen von Unternehmen über Fachkräftemangel hat fast jeder/jede fünfzehnte sozialversichert Beschäftigte in der Stadt Wiesbaden in 2011 den Job verloren“, so der Vorsitzende des DGB Kreisverbandes Wiesbaden/Rheingau-Taunus, Harris Ziebarth. Zuletzt wurden in Wiesbaden 122.368 sozialversichert Beschäftigte gezählt. Gemessen daran sind im Laufe des Jahres 2011 in Wiesbaden rund 7 Prozent der Beschäftigten arbeitslos geworden. In einigen Branchen werde immer noch zu wenig getan, um Fachkräfte zu halten und ihnen gute und stabile Beschäftigungschancen zu eröffnen. Auch der gestiegene Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse zeige, dass die Konkurrenz der Betriebe um gute Fachkräfte längst nicht überall sehr intensiv sein kann, so die gewerkschaftliche Kritik. Bundesweit sei fast jede zweite Neueinstellung befristet.

Auch zwischen den Branchen gebe es deutliche Unterschiede in der Personalpolitik und der Stabilität der Arbeitsverhältnisse. So sei das Entlassungsrisiko im verarbeitenden Gewerbe auch in der Landeshauptstadt Wiesbaden deutlich niedriger als in anderen Branchen. Dabei muss sich diese Branche – aufgrund des hohen Exportanteils – der internationalen Konkurrenz in besonderer Weise stellen. In dieser Branche sind im letzten Jahr 434 Beschäftigte arbeitslos geworden, bei einem Beschäftigungsstand von im Schnitt 12.650 sozialversichert Tätigen. In anderen – stärker auf die Nachfrage in unserer Stadt ausgerichteten Wirtschaftszweigen – ist das Risiko des Arbeitsplatzverlustes deutlich höher. Allein im Gastgewerbe haben in 2011 623 Arbeitskräfte den Job verloren. Mehr als jede sechste sozialversicherte Arbeitskraft hat 2011 im Gastgewerbe den Job verloren. Das Entlassungsrisiko im Gastgewerbe ist überdurchschnittlich hoch und zwar mehr als doppelt so hoch wie im Schnitt aller Branchen. Im Gastgewerbe spielen Befristungen eine sehr große Rolle.

In der Leiharbeit ist das Arbeitsplatzrisiko noch höher. Hier ist innerhalb eines Jahres bereits annähernd jede zweite Leiharbeitskraft arbeitslos geworden. Das Risiko der Arbeitslosigkeit ist für beschäftigte Leiharbeitskräfte damit fast sieben Mal höher als für Beschäftigte in Wiesbaden insgesamt. Diese absolut hohe Personalfluktuation zeigt, dass Heuern und Feuern im Verleihgewerbe immer noch an der Tagesordnung ist und Verleiher personalpolitische Risiken schnell auf die Sozialsysteme verlagern. „Instabile und prekäre Beschäftigung tragen nicht zum Abbau eines Fachkräftemangels bei, sondern verschärfen ihn eher“, so Harris Ziebarth.

Betriebe mit hoher Personalfluktuation und hohem Entlassungsrisiko engagieren sich kaum in der betrieblichen Weiterbildung.