Brief an den Minister

Eine Antwort auf das Schreiben des Kultusministers Lorz vom 26.03.2018

Wir haben auch eine Bitte:
Bitte um Aufstockung der Gehälter auf A 13 und weniger Pflichtstunden

Sehr geehrter Herr Dr. Lorz,
mit diesem Brief wenden wir uns mit einer Bitte an Sie, als dem hessischen Kultusminister:

Wie Sie sicher wissen, stehen die Kolleginnen und Kollegen gerade im Grund- und Förderschulbereich vor einer unsagbaren Überlastung. Neben den ständig wachsenden Anforderungen im pädagogischen, kinderpsychologischen und bürokratischen Bereich war und ist es auch unsere Aufgabe, ALLE Schülerinnen und Schüler in unseren Schulalltag und die Gesellschaft zu integrieren.

Unser unermüdlicher Einsatz - insbesondere derjenige der Lehrkräften an Grund- und Förderschulen - hat zu so deutlichen Überlastungen der Kollegien geführt, dass Vollzeitarbeitsverhältnisse physisch und psychisch fast nicht mehr machbar sind. Dies alles haben wir Ihnen bereits in den vergangenen Jahren mittels Überlastungsanzeigen immer wieder und im Detail dargelegt.

Die von uns geleistete Arbeit kann zudem nur fruchten, wenn die Landesregierung genügend pädagogisches Personal zur Unterstützung der Kollegien zur Verfügung stellt, sodass unsere Schülerinnenund Schüler eine „echte“ Ganztagsschule genießen können.

Da wir auch weiterhin gute Arbeit leisten wollen, bitten wir Sie herzlich, über die Möglichkeit nachzudenken, uns bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen „wirklich“ zu unterstützen.

Uns ist bewusst, dass Sie seit der Einführung der Schuldenbremse jeden Euro umdrehen müssen unddaher unsere Forderung „A 13 für alle“ als unzumutbar zurückweisen. Dies hat jedoch dazu geführt, dassSie in der ganzen Bundesrepublik – und gerüchteweise auch darüber hinaus – auf Lehrerfang“ gehen müssen.

Fachkräftemangel ist bereits Standard an den Schulen. Die 104% bis 105% Versorgung, also die angebliche Versorgung der Schulen mit einem Personalschlüssel von 4 bzw. 5% über dem Bedarf der Personalausstattung an Schulen, haben wir bis heute vergeblich gesucht.

Ihr persönliches Anschreiben in den Osterfeiern an alle Teilzeitbeschäftigten dokumentiert ein Eingeständnis des Scheiterns. Sie finden nicht genug Lehrerinnen und Lehrer!
Weder die Pensionärinnen noch die Teilzeitaufstocker werden den Lehrkräftemangel beheben.

Die Überlastungsanzeigen, die Kollegien an Sie gesandt und Ihnen vorgelegt haben, scheinen Ihnen vollkommen entgangen zu sein. Genauso entgangen wie die fehlende Attraktivität dieses Berufes.

Dass Sie als Mittel der Wahl einen Brief an die teilzeitbeschäftigten Kolleginnen und Kollegen formulieren, um eine Aufstockung der Arbeitszeit zu erreichen, empfinden wir als Affront.

Eine volle Stelle muss leistbar sein. Sie ist es aber nicht. So haben viele mit den Füßen abgestimmt und ihre Stelle – unter schmerzhaftem Verzicht auf den vollen Lohn – reduziert. Viele arbeiten dennoch in Wirklichkeit Vollzeit, obwohl sie offiziell nur in Teilzeit angestellt sind und entsprechend verdienen.

Sollten Sie unserem Appell nachkommen wollen, dürfen wir Sie bitten, Grundschullehrerinnen und - lehrern ab dem folgenden Schuljahr A 13 anzubieten, die Pflichtstunden ernsthaft zu reduzieren, Schulen sofort zu sanieren und den erhöhten Bedarf an Personal umgehend mit neuen Stellen zu decken.

Ihrer Einrede, Herr Minister Lorz, Sie könnten kein Personal einstellen, weil es keines gäbe, entgegnen wir mit der Aufforderung: Machen Sie unsere Arbeit zu einer, die leistbar ist und angemessen bezahlt wird,dann werden Sie Personal finden.“

Auch im Namen der hessischen Schülerinnen und Schüler können wir Ihnen garantieren, dass Schimmel ungesund ist; dass undichte Dächer lecken und dass Gebäude am besten vor dem völligen Zerfall saniert werden müssen. Binsenweisheiten? Ja, aber offensichtlich nicht in der Schulpolitik. Verpassen Sie nicht wieder den Zug der Zeit beim Personal. (Weitere Zahlen und Fakten hierzu finden Sie im Artikel „Lehrkräftemangel an Grundschulen“ von Roman George in der HLZ 3/2018, S. 7, den wir bei Bedarf gerne zur Verfügung stellen.)

Sonst werden hessische Beamte den Weg über die Landesgrenzen finden, der Ihnen die A13 verschafft und bessere Arbeitsbedingungen garantiert.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr GEW Kreisverband Wiesbaden im Namen des Personals mit der Nr. 08154711

Für Nachfragen stehen wir gern zur Verfügung:
Johanna Browman (
j.browman@gew-wiesbaden.de; Mobil 0160 7698800) Chris Hahn (c.hahn@gew-wiesbaden.de; Telefon 0611 2678901)

Wenn Sie den Brief des Kultusministers benötigen, stellen wir Ihnen gern ein Exemplar zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns.